Von natürlichen und anderen Kunstwerken

Von natürlichen und anderen Kunstwerken

Weit unten im Tal rollt der Rhein einsam und verlassen über Kies und Stein.  Es ist Zeit, ihm einen kleinen Besuch abzustatten. Der Meenzer runzelt die Stirn. Noch steckt ihm und seiner Bebbin die Höchstleistung des ersten Tages in den Beinen. Sich aus dem Bett zu schälen, verlangt bereits hohe Disziplin.

„Wandern?“ Es klingt, als würde die Bebbin einen Trip zum Mond vorschlagen.

„Vielleicht die Rheinschlucht?“ Die Motivation der Bebbin ist auch nicht auf ihrem Höhepunkt. Aber welche Wahl haben wir? Den ganzen Tag Bier trinkend auf dem Balkon herumlungern oder – schlimmer – einen Seniorenspaziergang rund um den Badesee unternehmen?

Badesee? Von Ehrgeiz ergriffen, taucht der Meenzer freiwillig ins Internet ab. Doch bald zeigt sich. Unsere sportlichen Fähigkeiten sind der Schlucht noch nicht gewachsen. 

„Die Wanderung führt nur runter in die Schlucht und dann ist alles flach“, versucht die Bebbin ihren Meenzer zu ködern. Aber er lässt sich nicht so schnell täuschen. 

„Ja. Und wie kommen wir die 350 M wieder hoch?“

Vor diesem k.o.-Argument muss die Bebbin kapitulieren. Aber so leicht gibt sie nicht auf.

„Schau, es gibt einige Aussichtsplattformen. Hinfahren, runterschauen, knipsen und weg. Ist das eine Alternative?“

Die Sache ist geritzt. Und weil wir wenigstens ein bisschen Bewegung brauchen, fahren wir zuerst nach Trun für einen gemütlichen einstündigen Spaziergang zwischen allerlei erstaunlichen Kunstobjekten.

Der Kunstpfad am Rhein hat es uns angetan. Schattig, eben, und jede Menge Möglichkeiten, ein künstlerisch wertvolles Päuschen zu machen.

   

Eine unselige Familie zum Beispiel. Oder ein versteinerter Streichelzoo … 

Oder ganz unerwartetes Objekt, ebenfalls auf Wanderschaft …

Dass wir danach doch noch unfreiwillig zu mehr Bewegung kommen werden , ahnen wir noch nicht …

Das Navi hält sich in Sachen Aussichtspunkt bedeckt. Es führt uns bereitwillig bis nach Flims, gerät dann ins Stocken. Sein wenig kompetenter Vorschlag: Ein Straßenende auf der falschen Seite der Schlucht. Und wie erreichen wir dann den Aussichtspunkt? Hält er uns für Batman?  Streit liegt in der Luft.  Da spricht der Meenzer ein Machtwort. Das Navi hat eine Gastwirtschaft in der Nähe des angepeilten Ziels geortet.

„Und von da aus wird es nicht weit sein.“

Wie sich herausstellen wird, ist die Gastwirtschaft am Rande der Schlucht nur … zu Fuß erreichbar. 

Wieder einmal keuchen wir uns bergaufwärts. Nein, keine drei Stunden und auch keine 350 M direkt hoch. Nur lächerlich erschöpfende 40 Minuten.  

Dann stehen wir davor. Wie ein Mauersegler mit ausgebreiteten Schwingen reckt sich das Bauwerk am felsigen Abgrund.

Wir steigen die Treppe hoch, den Blick fest nach oben gerichtet, denn unten, zwischen den Gittern der Stufen, herrscht gähnende Leere.  Dann die Plattform, Holz, das leicht unter den Schritten vibriert und diesem Erlebnis so richtig den letzten Kick verleiht.

Adrenalin schießt hoch. Die Bebbin strahlt.

Anderen Wagemutigen steht das mulmige Gefühl  ins Gesicht geschrieben. Und tief, sehr tief unter uns schlängelt sich das blasse Band des Vorderrheins in mehreren Schlaufen seinem Schicksal entgegen und wir schauen, staunen, knipsen und schleichen wieder die Treppe hinunter.

Das Gesicht des Meenzers hat sich ein bisschen der Farbe des Rheins angeglichen.

„Ist nichts. Alles ok“, brummt er. Unter uns gesagt: Ganz schön mutig, wenn einen die Höhe tendenziell in die Tiefe zieht, auf ein solches Teil steigen zu wollen.

Il Spir empfehlen wir Euch gerne. Was der Meenzer kann, könnt Ihr auch.

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