Vom Rhein zum Flem

Vom Rhein zum Flem

Nach der gestrigen Herausforderung schalten wir einen Gang zurück Eine kleine angeblich zweistündige Wanderung ums Haus sozusagen, ganz ohne Pässe, auch ohne Rhein. 

Der Sessellift fährt uns ganz gemütlich den Berg hoch und wenn der sesselliftunerfahrene Meenzer seinen Fuß nicht doch rechtzeitig von der Sicherheitsstange entfernt hätte, wären wir genauso gemütlich wieder talwärts zurückgefahren. Dank Gästepass kostenneutral.

Aber nein. Im letzten Moment retten wir uns vor dieser Extraschlaufe und keuchen uns wenig gemütlich und an der prallen Sonne zur zehn Minuten entfernten Bergwirtschaft mit Aussichtsterrasse, wo wir uns erschöpft inmitten anderer Samstagsausflügler niederlassen.

„In Deutschland …“, setzt der Meenzer an.

„Hätten sie die Station direkt in die Bergwirtschaft hineingebaut“, ergänzt die Bebbin. 

„Musst du immer so übertreiben?“, mault der Meenzer augenrollend. Aber ein bisschen grinst auch er. 

Die Schorle ist schön kalt, der Holzschlitten mit getrocknetem Fleisch, Rohschinken, Salami, Käse weich und hart, ehrt die Bergwirtschaft. Fast zuviel des Guten. Der Rest wird klammheimlich zum Notproviant hinzugepackt. Man weiß ja nie. Auf einmal werden aus zwei Stunden vier, wie wir aus eigener Erfahrung wissen …

Der Pfad schlängelt sich quer zum Hang und verschwindet endlich in den Schatten des Tannenwalds. Wie sich herausstellt, wird hier nicht der Aufstieg zur Herausforderung, sondern der Abstieg. Mal stolpern wir über Wurzeln und Steine, mal schlittern wir über Kies und Geröll. Und nur unser bewährter Wanderstock rettet uns vor einer Bruchlandung in die nächstgelegene Tanne. Oder einen Fliegenpilz.

Der Pfad führt uns über eine kuhleere Weide und – unter uns gesagt – die Bebbin glaubt es kaum und wirft misstrauische Blicke nach links und rechts. Ein Wolf wäre nichts im Vergleich zu diesen nur scheinbar friedlichen Wesen, die ihre Kälber unter Einsatz ihres Lebens und unseres dazu verteidigen würden.

Puhh. Weide geschafft. Unter uns rauscht und schäumt ein wilder Bach, in den wir gerne unsere müden Beine hängen gelassen hätten. Dass ein Abstieg so anstrengend sein kann! Doch wir verzichten auf die Abkühlung, denn die Lust auf ein unfreiwilliges River Rafting hält sich in Grenzen.

Der Flem begleitet uns zurück zu unserem Ausgangspunkt und wir bedauern ihn fast ein bisschen. Er endet in Brigels‘ einzigem stehendem Gewässer: Einem Badesee, der mit einem Bergsee nur eines gemeinsam hat. Die Farbe.

Ihr werdet es kaum glauben: Die Tour hat tatsächlich nur zwei Stunden gedauert. Der Notproviant findet also ein Plätzchen in der Minibar, anstelle des gekühlten Biers, das wir uns in unserem Zimmer mit Aussicht gleich gönnen.

Wir werden immer sportlicher!

 

 

Ein Gedanke zu „Vom Rhein zum Flem

  1. Liebe Carine,

    Ich bin in einer ähnlichen Gegend im Moment, mit teilweise ähnlichen Gefühlen… und lese mit großem Vergnügen deine Erfahrungen in den Brrgen. Ich bin in Vättis und falls ihr wieder einmal die schweizerischen Höhen genießen wollt, kann ich es euch nur empfehlen. Viele liebe Grüße und noch viel Spaß,
    Erika

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