Vom Rheinknie zur Rheinquelle

Vom Rheinknie zur Rheinquelle

Ein paar Prospekte später ist klar. Was liegt dem Meenzer und der Bebbin näher als der Fluss der Flüsse, jenem, der den Meenzer und die Bebbin zusammengeführt hat. Kein Geringer als: Väterchen Rhein.

Im Tal rollt er milchigweiss über Stock und Stein, näher geht nimmer. doch die wahre Frage ist: Wo kommt er her? Ist diese Quelle Wahrheit oder Mythos? Wir wollen es wissen, koste es was es wolle. 

Der Wanderrouten-Prospekt gibt Auskunft.  1.5 Stunden Wanderung mittleren Schwierigkeitsgrads, irgendwo hinter dem Oberalppass. 

Die Fahrt zum Operalppass ist gemütlich, das Wohnmobil, das sich durch die Dörfchen quetscht, verlässt uns rechtzeitig vor dem Aufstieg. In der Ferne ragen die Berge, felsig und unbeweglich, Tannenwälder zieren die Hänge, typische Schweizer Bahnarchitektur präsentiert sich malerisch vor die Linse der Bebbin.

Der Meenzer sieht nicht, denn er hat eine ungwohnte Aufgabe vor sich. Den Oberalpass. Aber er bleibt cool: Sein erster Pass? So what? 

Eine Haarnadelkurve nach der anderen erreichen wir den Ausgangspunkt unserer Wanderung auf frische 2044 M. Von weitem leuchtet uns dabei eine Touristenfalle ohnegleichen: Der höchstgelegene Leuchtturm der Welt, dem sein grosser holländischer Bruder an der Rheinmündung winkt. Sagten wir gerade: Rhein?

Von der Quelle keine Spur. Aber Wanderwegschilder, Route 49, rotweisse Markierungen, alles easy.

Wir machen uns auf den Weg auf den gemütlichen Pfad, und wenn es so weiter geht, dann kann nichts schiefgehen.

Der Pfad steigt an, Millionen von Wanderern, schwer bepackt, kommen uns entgegen, Tausende anderer überholen uns. Wir atmen ein bisschen, spüren die Beine ein bisschen, keine Sorge.

„Bergwandern, nennt man das“. Die Bebbin grinst besserwisserisch ihren keuchenden Meenzer an. „Damit werden wir uns das viergängige Menü heute Abend so richtig verdient haben.“

Nach einer Stunde Aufstieg gönnen wir uns ein Päuschen auf einer riesigen Steinplatte. Das Herz springt uns fast aus der Brust, die Beine sind aus Blei. Wir grüssen die Vorbeiwandernden freundlich. Soll keiner denken, dass wir jetzt schon schlapp machen. Einer gibt bereitwillig Auskunft:

„Noch Dreiviertelstunden, schätz ich. Und es wird ziemlich steil.“

Hat sein abschätzender Blick eine Bedeutung? Eine gewisse Unsicherheit macht sich in der Zweier-Seilschaft breit. Die Bebbin egreift den Trophy-Punkte-Wanderstock, den sie vor Jahren für völlig überflüssig hielt. 

„Wir schaffen das!“

„Diese lächerlichen Dreiviertelstunden“, stimmt der Meenzer ein, der ein bisschen blass um die Nase aussieht.

Dreiviertelstunden? Für einen Steinbock vielleicht. Es wird steiler und felsiger.

Die Markierungen liegen wahllos zwischen Felsbrocken zerstreut. Den besten Weg darf man sich selber aussuchen. Das Genick brechen auch. Oder den Knöchel. Die Felsen ragen hoch über uns und irgendwo dahinter finden wir, hoffen wir, endlich den Ursprung unseres freiwilligen Leidens und den dazugehörige Toma-See!

Ihr werdet es kaum glauben, aber: Wir haben es geschafft. Nach satten drei Stunden Aufstieg. Und sind erledigt. Aber vor uns liegt der See. Und aus ihm entspringt Baby Rhein.

Diesen Moment unseres persönlichen Triumphs lassen wir uns nicht nehmen.

Doch die Zeit drängt. Eisig bläst der Wind auf  2345 M uns um die Ohren. Es ist fast 15 Uhr.  Bald wird die Sonne hinter den Gipfeln verschwinden. Und es gibt nur einen Weg zurück. Den gleichen. Die Bebbin erwägt ernsthaft, aufzugeben und ihren Gönnerstatus bei der Rega zu nutzen. Ein kleiner Helikopterflug gefällig? Der Meenzer begehrt mit letzter Kraft auf.

„Wie eine verletzte Kuh durch die Lüfte getragen werden? Niemals!“

Zweieinhalb Stunden dauert unser Abstieg. Schritt für Schritt. Endloses Auf und Ab, Biegung um Biegung. das Ziel eine Fata Morgana.

Endlich, unglaublich, aber wahr. Der Leuchtturm leuchtet uns ermutigend entgegen. Der Parkplatz ist leer, als wir uns zum Auto schleppen. Die Sonne hinter den Berggipfeln verschwunden. 

Gerne empfehlen wir diese nette kleine Wanderung weiter: Den Steinböcken, Murmeltieren und Bergsteigern dieser Welt. Hauptsache: Wir waren auch da.

 

2 Gedanken zu „Vom Rheinknie zur Rheinquelle

  1. Chapeau!! Hut ab!
    Devant votre détermination, votre courage, votre endurance, votre prouesse, et d‘avoir atteint le but, finalement, à la sueur de vos fronts: victoire sublime 👍🤪💪❤️ Et vive la Suisse 🇨🇭🤗😘

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