Endlich norwegischer Boden: Stavanger
Nach der gestrigen Begegnung mit dem nordischen Meeresgott sind wir heilfroh, einen Fuss wieder an Land setzen zu können und uns mal in einer kleinen norwegischen Küstenstadt umzusehen. Es ist Sonntag. Keine Chance in der hiesigen Shoppingmeile sein schwer verdientes Geld loszuwerden. Alles ausgestorben Wenn uns Aida nicht schon zuvorgekommen wäre. Unser Schiffchen kommt dagegen natürlich nicht an, aber Ihr müsst gestehen: Diese Eleganz!
Wir lassen uns von den Windböen durch Stavangers Gassen schieben. Bunte Holzhäuser, denn ja, die Norweger kennen auch noch andere Farben als Rot. Die Bebbin ist überzeugt, farbige Fassaden würden den Schweizern auch gut tun. Vielleicht wären die Leute dann wenigsten halb so freundlich wie der Verkäufer im Miniladen, der geduldig wartet, bis sie die richtigen Kronen zusammengekratzt hat. 205 Kronen für zwei kleine Softgetränke, ein Päckchen Läkerol, Tic tac und ein Päckchen norwegische m & m’s. Wir fangen an zu rechnen. Aber selbst der Meenzer muss den Rechner hervorholen. Ein Franken sind 0.08 Kronen. Das heisst… Hmm. Ein andermal, ja?
Mit Hilfe von Google Maps, das seine Meinung ändert wie der Wind das Wetter, finden wir mit Mühe und Not endlich die Domkirche. Sie ist sehr alt und wir können nur erahnen, dass sie innen auch sehr dunkel sein muss, wie es sich für eine Kirche aus dem 13 Jh. gehört. Denn leider ist das Schiff schon wieder weg, wenn sie ihre Tore öffnet. Und wir mit ihm, hoffentlich.
Da die Zeit drängt, müssen wir uns entscheiden. Schiffsmuseum, Kunstmuseum, Erdölmuseum, das Stadtmuseum oder lieber das Konservendosenmuseum? Trotz Google Maps schaffen wir es innert nützlicher Frist zum Stadtmuseum, wo wir uns im Zeitraffer durch 900 Jahre Stadtgeschichte durcharbeiten. Eine gebeutelte Stadt. Bürgerkrieg, Feuersbrunst, Pest, Das ganze Programm. Und da half auch das viele Silber nicht, das vor dem Bösen schützen sollte. Sie hätten eher in Goldbarren investieren und die richtige Bank auswählen sollen.
Auf dem Rückweg kommen wir wieder am Hafen vorbei und die Bebbin nimmt noch ein letztes Bild mit. Das Marinedenkmal erinnert an alle auf See umgekommenen Seeleute und wird von den Einheimischen liebevoll die Krevette genannt. Wir können beim besten Willen keine Ähnlichkeit mit der neuerdings liebsten Meeresfrucht des Meenzers entdecken. Und Ihr?
Aber gross geworden ist der Ort durch den Hering und die Konservendose. Die Konservendosenindustrie um genau zu sein. Und dann wurde das Öl entdeckt Aber da es nicht essbar ist, lassen wir das mal sein und konzentrieren uns lieber auf die heutige Show unseres Chefkochs. Eine gepökelte Lammkeule, sechs Monate abgehangen, hart wie Stockfisch, aber mit dem unverwechselbaren Geschmack von Wild. Ein wildes Lamm?
Das Aquavit hilft uns das überflüssige Salz zu verdünnen. Die Bebbin verzieht das Gesicht. Ein Prosecco wäre auch ok gewesen.
Doch angesichts der ebenfalls unverwechselbaren Bewegung des Bugs, als wir den Schutz der Schäreninseln verlassen, wäre das Aquavit vielleicht doch nicht so schlecht? Es geht nicht wieder von vorne los, oder?
Ein Gedanke zu „Endlich norwegischer Boden: Stavanger“
Der Leiter eines Konservendosenmuseums hat sich den Namen „Konservator“ verdient.