
Schöne Aussichten
Liebe Leserin, lieber Leser
Wir sind in die Hauptstadt der Arktis angekommen. Der Charme von Tromsø entfaltet sich am besten, wenn es dunkel ist. Ganz dunkel. Aber natürlich muss die Bebbin dem Meenzer zumindest das eine Wahrzeichen der nördlichsten Stadt Norwegens zeigen: Die Eismeerkathedrale. Und nein, sie hat nicht die Form eines Eiskristalls, was auch ganz schön gewesen wäre, wenn auch vermutlich eine architektonische Herausforderung. Sie ist dreieckig. Warum? Als Hommage an die ebenfalls dreieckigen Gestelle, an denen der Stockfisch getrocknet wird. Wenn das nicht ein schöner Gedanke ist. Eine Kirche für den Stockfisch.
Dieser steht am gleichen Abend auf der Speisekarte. Dem Meenzer schmeckt er. Zäh wie eine Schuhsohle, so wie er Fleisch und eben auch Fisch am liebsten mag. Aus der Sicht der Bebbin hätte er noch ein paar Stunden eingeweicht werden können. Aber geschmacklich ist er ganz ok. Ehrlich. Zumindest ist das ganze Salz weggeschwemmt.
Um die ganze Pracht von Tromsø zu erfassen, fahren wir mit einer Schweizer Gondel auf den Haushügel der Stadt hoch. Wir können Euch diesen Abstecher wärmstens ans Herz legen. Die Aussicht ist herrlich, es weht uns ein arktisches Lüftchen um die Ohren und die Suppe ist danach doppelt so lecker.
Nach diesem belebenden Ausflug haben wir nichts gegen einen erwärmenden Aufenthalt im Souvenirshop, wo wir voller Begeisterung eine Walfleisch-Salami kosten und auch gleich mitnehmen.
Bald lichten wir den Anker und es geht weiter zum nördlichsten Ziel unserer Reise: Dem Nordkap!
Wie so oft war die Bebbin schon mal da. Deshalb dirigiert sie den Meenzer gekonnt durch die Busladungen hindurch. Zuerst der Film, der die winterlichen Schönheiten dieses verlassenen Stückchens Küste gekonnt hervorhebt. Es gibt wirklich Leute, die sich freiwillig länger als ein paar Stunden auf dieser Insel aufhalten. Die hier unter strengen Regeln leben. Im Winter zum Beispiel: Kein Alkohol vor Sonnenuntergang, d.h. vor 15 Uhr. Das würde die Bebbin nicht aushalten. Nachdem alle Mitreisenden ihre Selfies geknipst haben, können wir uns in Ruhe und ohne störendes Beiwerk gegenseitig verewigen.
Ah, noch eine Kleinigkeit hätten wir vor lauter Begeisterung über das Nordkap fast vergessen. Wir haben den Stockfisch verzehrt und warten auf das Dessert. Da kommt die Durchsage. „Polarlichter Steuerbord!“ Der Saal leert sich in Sekunden, wir stehen bibbernd an der Reeling. Nacht umhüllt uns und eisige Kälte, sonst nichts. Nur der Mond lacht sich ins Fäustchen. Fehlalarm?
Nach dem Essen sitzen wir gemütich an der Bar, diesemal mit einer Tequila Sunrise für die Bebbin. Dann erschallt der Ruf. „Polarlichter!“ Die Bebbin rennt und knipst, was das Zeug hält.
Die Jagd nach dem grünen Wunder lohnt sich!