Ein sportlicher Tag – Ålesund
Liebe Leserin, lieber Leser
Ein zaghafter Sonnenstrahl begrüsst uns bei der Einfahrt in Ålesund und wir dürfen Euch hier schon verraten: Er wird nicht der letzte sein. Wir verlassen unser schwimmendes Zuhause und folgen den Fussspuren in die innenstadt.
Die Bebbin war vor Lichtjahren schon mal da, konnte sie aber nur sozusagen aus der Vogelperspektive kennenlernen: vom Hausberg Aksla aus. Trotzdem schwelgt sie in Erinnerungen und hat einen klaren Plan. Die Jugendstilhäuser unten am Wasser und die Aussicht von eben diesem Berg.
Der Meenzer ist halb begeistert. Aussicht klingt gut, aber eine Seilbahn oder sonst was Motorisiertes wäre besser. Es ist aber so, dass die Norweger nicht an den Meenzer und die Tausenden von Kreuzfahrttouristen mit oder ohne Klettererfahrung gedacht haben, als sie sich am Fuss des Askla niederliessen.
Um das Leiden abzukürzen, entscheidet sich der Meenzer für die harte Tour. Zuerst die Aussicht, dann der Jugendstil.
Ihr habt richtig gelesen. 418 Stufen. Wir schnaufen uns zusammen mit anderen Leidensgenossen Stufe um Stufe hoch. Trotzen Regen und Wind und dem Gegenverkehr, der uns zum Abgrund drängt. Und nach 418 Stufen – die Bebbin hat mitgezählt – haben wir endlich die Belohnung. Nein, leider hat das Café geschlossen, genau wie damals. Aber die Aussicht, die hat sich nicht von der Stelle bewegt. Unser sportlicher Einsatz hat sich wirklich gelohnt.
Nach einem nicht weniger beschwerlichen Abstieg finden wir Zuflucht in einer Bäckerei mit kleinem Café. Danach schleppen wir uns – eine gewissen Erlahmung des Sportgeists macht sich bemerkbar – zum geschichtlichen Teil der Stadtbesichtigung.
Es ist Euch vielleicht aufgefallen: Keine einzigen bunten Holzhäuschen. Warum? Es ist die Nacht zum 23. Januar 1904. Tiefster nordischer Winter. In der Margarinenfabrik lässt ein armer Tropf seine Petroleumlampe fallen. 850 Häuser fallen dem Feuer zum Opfer. 10’000 Einwohner finden sich ohne Dach über dem Kopf und ohne Hab und Gut wieder.
Dass die Stadt bald wieder in steinernem Glanz erstrahlen konnte, ist einem nicht Geringeren als Kaiser Wilhelm II. von Preussen zu verdanken. Als Fan Norwegens hat er sich voll eingesetzt: Lebensmittel, Material für den Wiederaufbau und die entladenen Schiffe als Notunterkunft. Den Wikingerbooten fehlte eindeutig die wintergerechte Ausstattung. Die waren eben hart im Nehmen.
st J
Bevor wir den grünen Fusstapfen nach zum Schiff zurückkehren, nehmen wir noch ein paar architektonische Erinnerungen an einen sehr eigenwilligen Jugendstil mit.
Doch die paar läppischen Stufen werden uns sicher länger in den Knochen liegen.
Ein Gedanke zu „Ein sportlicher Tag – Ålesund“
Na da haben sich doch alle Mühen die Stufen hochzusteigen gelohnt. Sieht ja wirklich Traumhaft aus. Die bunten Häuser. Das Wasser. Einfach schön.