Auf der Suche nach dem grünen Wunder

Auf der Suche nach dem grünen Wunder

Liebe Leserin, lieber Leser

Es ist bald soweit und diesmal waren die Ferien-Verhandlungen um einiges geschmeidiger als jene zwischen gewissen Schweizer Bundesräten und einer sehr ungewissen Führungskraft auf der anderen Seite der Welt.

Es ist wieder ein kalter, dunkler Tag im Februar, an dem selbst der Meenzer gerne woanders wäre. Wir sitzen zur Aufmunterung vor einem glühend heissen Wein.

«Auf keinen Fall was mit Schafen, Regenschirmen und fetttriefendem Frühstück», erklärt die Bebbin. Ein kleiner Hinweis auf den wettermässig nicht so perfekten Aufenthalt bei den Kiltträgern im vergangenen Jahr.

«Und auf keinen Fall etwas mit Schlaglöchern, links fahren und Pannen mitten im Nichts.» Der Meenzer ist heute noch von den Highlands traumatisiert.

«Also, kein Abenteuer?», fragt die Bebbin und dämpft ihre Enttäuschung mit einem grosszügigen Schluck Alkohol. «Ich dachte an eine Wanderung durch Lappland inklusive Begegnungen mit der einheimischen Fauna. Oder mit dem Ruderboot über den Bodensee.»

Gut, das mit dem Ruderboot ist nicht ernst gemeint. Wie Ihr Euch vielleicht erinnert, schaffte es die Bebbin in Kanada nicht mal, im Kanu geradeaus zu paddeln.

«Ich wollte schon immer…», beginnt der Meenzer verträumt, und die Bebbin ahnt schon Schlimmes. Aber natürlich ist sie offen für alles. Oder fast. «Ja?»

«Die Hurtigruten fahren.»

Oh. Die Bebbin lässt diese Eröffnung auf sich wirken, sucht nach einer lösungsorientierten Antwort. «Eine Schiffsreise?» Warum eigentlich nicht? Wenn es wirklich mit einem Schiff ist und nicht mit einem ganzen schwimmenden Häuserblock. Wir lieben das Wasser, besonders, wenn es unter uns liegt. Es gibt nur ein paar wenige Haken. Nicht der Rede wert.

«Ich war schon zwei Mal in Norwegen», sagt sie, ganz offen, denn auch Haken müssen angesprochen werden, wenn man nicht daran hängen bleiben will. «Eine beeindruckende Landschaft; aber die Fjorde von unten statt von oben?»

Doch der Meenzer ist in Fahrt gekommen. «Stell dir vor, Felsen, die unbezwingbar wie eine mittelalterliche Burg vor uns aufragen; Wasserfälle, die mit Wucht in das stille Wasser donnern, und das Nordkap!»

Die Bebbin staunt. Der Meenzer hat auch eine poetische Seite. Aber das Nordkap? Ein paar Klippen. Ein Punkt auf dem Globus. Die ultimative Touristenfalle. Weiß sie aus eigener Erfahrung. Das Nordkap im Juli: Schneeregen und Sicht auf weißes, dichtes Nichts.

Sie seufzt und gibt sich einen Ruck. Auch der Meenzer darf sich mal eine Destination aussuchen. Und ehrlich gesagt, liebt sie den nördlichen Sommer. Die hellen Nächte. Das Sommerfeeling mit Temperaturen nahe am Gefrierpunkt. Wo sonst findet man so was? Genau ihr Ding. «Also gut. Wann genau?»

Der Meenzer ringt mit sich, sieht ihr tief in die Augen. «Die Sache ist: Ich möchte die Polarlichter sehen!»

Die Bebbin schweigt erschüttert. Gefrierpunkt ohne Sommerfeeling. Düstere, Depressionen fördernde Nachttage. Und das alles für ein Schauspiel, das so wahrscheinlich ist wie ein Sechser im Lotto. Aber in der Liebe darf man manchmal über sich hinauswachsen.

So kommt es, dass wir eine Reise die gesamte Küste Norwegens hinauf und wieder hinunter gebucht haben. Zu einer Jahreszeit, zu welcher die Bebbin befürchten muss, dass wir – und Ihr mit uns – hauptsächlich Norwegen by Night erleben werden. Und hoffen darf, dass ihre Kamera ein Faible für Nachtaufnahmen für sich entdeckt.

Begleitet uns auf unserer hoffnungsvollen Suche nach dem grünen Wunder! Denn auch beim Lotto gibt es Gewinner. Immer wieder.

Eure Bebbin und Meenzer

Bild KI-generiert

4 Gedanken zu „Auf der Suche nach dem grünen Wunder

  1. Liebe Carine und Frank
    das mit den Wunder….ich habe vor über 26 Jahren eines gesehen, in Dresden, nur ist es blau, das Wunder und kann man/frau heute noch zu 100% -iger Sicherheit sichten, ohne kalte Füsse, Dunkelheit und ewig langem Aufbleiben. Weil eben, das mit den Polarlichtern ist mir im Februar 2024 nicht gelungen, hoch oben im Norden von Schweden… umso mehr wünsche ich es euch, ein Gefühl, das einem den Atem raubt (also natürlich nur solange um nicht umzukippen wegen fehlendem O2), so stelle ich es mir vor!! Gute Hinfahrt!

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