Pfannkuchen

Pfannkuchen

Jetzt werdet Ihr denken, dass wir endlich mal was über die Lebensart der Neuseeländer erzählen werden. Zum Beispiel darüber, dass jede einzelne Steckdose mit einem eigenen Schalter gesichert ist. Wenn sich die Bebbin wundert, dass der Teekocher immer noch kalt ist, dann ist es garantiert eine Frage der Stromzufuhr. Ein bisschen wie mit dem Computer.

Eine andere Spezialität ist die Bettwäsche. Klingt jetzt banal, aber die Älteren unter uns werden sich an die Zeit erinnern, als man Laken strammzog, die  Wolldecke darüber womöglich auch und eine tonnenschwere Daunendecke über das ganze aufgeplustert wurde. Und wenn man als Kind zwischen den Laken eingeklemmt war, fühlte man sich vielleicht geborgen, vielleicht aber auch in seiner Bewegungsfreiheit erheblich eingeschränkt. Nun, während die Bebbin eher zur ersten Gruppe gehört, ordnet sich der Meenzer klar in die zweite ein und hat auch schon das halbe Bettzeug auseinandergenommen, um sich mehr Luft zu verschaffen.

Überraschend ist auch, dass selbst in den verlassensten Orten immer auch öffentliche, mit allem ausgerüstete und kostenlose Toiletten zu finden sind. Einfach so. Oder um die Natur zu schützen, das ist nicht ganz geklärt.

Seltsam ist auch das Verhalten der Kuhherden, die allesamt auf den Wiesen grasen. Ob auch in ihnen  englische Gene stecken, haben wir nicht näher recherchiert, aber es muss zumindest was dran sein. Besser als unsere Landsleute jedenfalls wissen sie, wie man sich beim Anstehen einzureihen hat.

Doch, wie gesagt, geht es heute nicht so sehr um die hiesigen Bewohner, die jeden und jede mit „Hi, dear, how are you today?“ begrüssen, so dass man wie von selbst und aus Nächstenliebe sozusagen mit dem halben Souvenirladen bepackt hinausgeht. Es geht um eine unglaubliche Sehenswürdigkeit der südlichen Westküste Neuseelands: Die Pancake Rocks.

Noch haben wir eine sehr vage Vorstellung davon. Ein paar Felsen im Meer. Von den Gezeiten zerfressen und bald Geschichte. So in etwa einer Million Jahre. Also lassen wir uns Zeit und halten an einem Aussichtspunkt an, der aus wetterbedingten Gründen die Aussicht verweigert. Dafür stolziert eine Art Huhn über den Rastplatz. Braun gefiedert, ein längerer Schnabel, Füsse kräftig wie jene eines Strausses. Wir wissen, was ihr hofft, aber wir erinnern uns: Kiwis sind nachtaktiv und haben keine Freude an Parkplätzen. Die Bebbin recherchiert: Das Huhn ist eine Weka-Ralle, d.h. eine Art Huhn und auf vielen Parkplätzen Neuseelands heimisch. Schade eigentlich. Es hat eigentlich nur der Schnabel gefehlt.

So geht es weiter und plötzlich sind wir am Meer. Das richtige diesmal. Eindeutig. Wellen, auf denen keiner zu surfen wagen würde, krachen an die zerklüftete Küste. Am Strand bekommt eine unvorsichtige Besucherin die Ausläufer einer Welle zu spüren und kann von Glück reden, dass der Sog sie nicht gleich mitzieht. Wir hätten bei aller Nächstenliebe doch etwas Hemmung gehabt, ihr in diesen Fluten nachzuspringen. Die Bebbin kann sich kaum von diesem Schauspiel losreissen – die Wellen natürlich -, aber die Pfannkuchen rufen.

Das haben wir nicht erwartet. Wir wünschen uns nachträglich, wir hätten das Schauspiel gefilmt. Wie  die gigantischen Wassermassen in diesen Kessel donnern. Die Bebbin ist bei jeder neuen Welle aufs Tiefste erschüttert. Es fühlt sich an wie ein Erdbeben. Immer wieder.

 

Der Weg mäandert durch eine seltsame Welt, in welcher der Mensch für einmal nichts zu sagen hat. Auch die Bebbin nicht. Es spritzt und schäumt von allen Seiten und selbst ein Kamin der anderen Art darf nicht fehlen.

Und die Pfannkuchen erst. Es hat für alle genug davon. Für ein paar Millionen Jahre mindestens..

Wir haben Mühe, von diesem Pfannkuchenfest Abschied zu nehmen. Und erholen uns optisch und akustisch ein letztes Mal ein paar Kilometer weiter. 

 

 

2 Gedanken zu „Pfannkuchen

  1. Liebe Carine,

    so schön, dass Du uns mitnimmst auf eure Reise! Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hier im grauen, deutschen November Deine E-Mail bekomme, fest hinter dem Schreibtisch montiert und viele, viele Wörter schreibend.
    Danke für den unterhaltsamen, witzigen und tollen Blog mit den phänomenalen Bildern.

    Ganz liebe Grüße,
    Steffi

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