Von Zeiten vor unserer Zeit
Nach zwei Hamburgern mit zwei Bieren, die uns umgerechnet satte 50 Franken gekostet haben, und einem tiefen Schlaf mitten im Gewerbezentrum von Reykjavik fahren wir in aller Früh los. Es liegen 230 km Ringstraße vor uns und gefühlte tausend Sehenswürdigkeiten.
In Thingvellir, das inzwischen zu einem Nationalpark umgewandelt wurde, in dieser Ebene, übersät mit Felsbrocken, Moos und windgeschütteltem Gras, wurde im Jahr 930 das isländische Parlament gegründet. Inzwischen wurde es nach Reykjavik verlegt. Bodenheizung ist eben gemütlicher.
Links und rechts ragen düstere Wände aus Basalt, zu deren Füssen dichtes weiches Gras, Butter- und andere Blumen blühen. Zusammen mit Millionen Touristen aus aller Welt wandern wir durch die Almannagjá-Schlucht in eine weite Ebene hinaus, durch die der breite Oxara-Fluss mäandert. In der Ferne steht ein einsames Kirchlein, doch als wir endlich ankommen: Sie ist geschlossen!
Nicht geschlossen sind die WC beim Tourist Center. Unsere Kronen, von denen schon ein paar Zacken abgefallen sind, klimpern nicht. Wer keine Münzen hat, darf mit der Kreditkarte bezahlen. Meenzer und Bebbin verbuchen den tiefsten Betrag aller Zeiten, den MasterCard je gesehen haben wird: Je 1.50 Franken! Immerhin sind wir jetzt sicher: Unser Pin-Code stimmt.
Ein paar hundert Meter vom Tourist Center entfernt, ist es soweit. Zu unseren Füssen liegt die Urzeit. Wir stehen auf der europäischen Seite des mittelatlantischen Rückens. Vor uns tut sich nichts weniger als der gähnende Abgrund zwischen den nordamerikanischen und europäischen Kontinentalplatten auf. Und während ein paar Wagemutige mit Neopren-Anzug und Sauerstoffflaschen den Sprung in das eiskalte Wasser wagen, schauen wir zu, wie sich Europa und Amerika auch physisch unmerklich voneinander entfernen … Ihr werdet verstehen: Auf das entsprechende Video mussten wir aus zeitlichen Gründen verzichten.
Ein Letztes: Den Games Of Thrones-Fans unter Euch wollen wir es nicht vorenthalten — Thingvellir ist Westeros.
Viele Filmszenen sind in der Landschaft des Thingvellir-Nationalpark entstanden. Für den Meenzer damit ein absolut magischer Platz an dem er am liebsten seine Rüstung angezogen hätte.
Wir aber leben im Hier und Jetzt und entfernen uns unauffällig von einer Busladung japanischer Touristen. Ein klitzekleiner Graben wäre da vielleicht noch denkbar. Doch mit diesen nicht ganz nachbarschaftlichen Gedanken, steigen wir ins Auto. Auf zum nächsten Ziel des Goldenen Dreiecks. Es wird nass.
Ein Gedanke zu „Von Zeiten vor unserer Zeit“
…und immer wieder entlocken mir die Berichte ein Lächeln ins Gesicht. Ich danke dir dafür!!
Anne