Moskau – Im Herzen Russlands

Moskau – Im Herzen Russlands

Inzwischen haben wir 1500 km zurückgelegt. Seen, ob natürlich oder gestaut, vier Flüsse, 17 Schleusen, bei denen die Bebbin teilweise doch leise Zweifel an den Fahrkünsten des Kapitäns hegte. Muss man denn beim Einparken wirklich hier und dort an die Schleusenwand knallen?

Es rumpelt und erschüttert das ganze Schiff, das auch nicht mehr das jüngste ist. Ob es bis Moskau durchhält? Tut es.

Und so gelangen wir endlich in die Stadt der Städte, die dieses Jahr gerade 872 Jahre alt geworden ist. Doch von den ganz alten Zeiten ist nichts mehr übrig. Daran ist Napoleon schuld. Als er im tiefsten Winter 1812 siegessicher in Moskau eintraf, war ihm der schlaue Russe zuvorgekommen. Die Stadt war leer. Leer von Menschen und ganz besonders von Heizmaterial und Lebensmitteln. Die Bewohner hatten aus ihren Holzhäusern alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war. Was danach geschah, wird in verschiedenen Varianten erzählt. Gemäss der einen setzte ein unachtsamer Soldat eine Gardine in Brand. Gemäss der anderen hatte der Zar das angeordnet. Wir tendieren zur dramatischen Variante. Der Zar liess die Stadt in Brand legen, um Napoleon eins auszuwischen. Er war damit sehr erfolgreich, wie wir wissen.

Napoleons Kanonen

Danach kehrten die Bewohner zurück und bauten die Stadt wieder auf. Aus Stein, denn diese Übung wollten sie wohl nicht wiederholen müssen. Ihr werdet es kaum glauben: In Moskau gibt es … Zwiebeltürme. Und die dazu gehörigen Kirchen.

Was die Stadt aber von Petersburg unterscheidet, ist nicht der ständige Stossverkehr, egal ob um acht Uhr morgens oder um acht Uhr abends. Es ist der Kreml. Vielleicht hätte die Bebbin den Reiseführer im Voraus konsultieren sollen. Ihre Vorstellung vom Kreml war – wie so oft auf dieser Reise – so weit weg von der Wirklichkeit wie Moskau von Petersburg. «Nein, der Kreml ist keine Kirche», erklärt die Bebbi-Mama geduldig, «sondern eine Festung.» Nun, auch eine Festung hat sich die Bebbin anders vorgestellt. Und auch der Meenzer denkt da eher an die Burgen seiner Heimat. Immerhin gibt es eine Ähnlichkeit. Lange Mauern mit Zinnen und Türmen schotten das Areal ab.

Drinnen? Weitläufige Plätze und bombastische Bauten.

Und Kirchen, mehr als der Besucher braucht.

Eine Kanone, die noch nie einen Schuss abgegeben hat.

Und die Zarenglocke, die mit ihren 200 Tonnen Gewicht die grösste Glocke der Welt sein soll. Bevor man sie aufhängte, barst sie aber bei einem Brand, womit sich die Frage erübrigte, wie man sie denn in den Glockenturm hochbekommen sollte.

Wie die Pauschaltouristen sehr schnell herausfinden dürfen, ist es ausserhalb des Kremls um Einiges gemütlicher. Wie genau, erfährt Ihr gleich.

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