Isländische Gastlichkeit
Der Höhepunkt des vorangegangenen Tages kündigt sich von Ferne durch eine hohe Dunstwolke an. Dennoch unvorbereitet stehen wir plötzlich am Rand eines Abgrunds, einer tiefen Schlucht, und vor uns… die Niagarafälle! Unvorstellbare Wassermassen donnern in zwei hohen Stufen in die Tiefe, wir sind umnebelt, die Linse nass, es ist unerhört und nicht zu fassen. Wir knipsen und staunen und können uns vom Schauspiel nicht trennen.
Eine Stunde später geht es endlich weiter nach Selfoss, wo wir in einem Guest House, das mehr einem grösseren Holz-Container mit Fenstern gleicht, vor dem stürmischen Wind Zuflucht finden. Das Haus ist menschenleer, aber ein Umschlag mit unserem Zimmerschlüssel liegt auf der Theke; ein Zimmer so spartanisch wie das Hotelzimmer in Reykjavik luxuriös war. Dafür aber mit ungestörtem Blick auf Weiden, ein einsames Kirchlein, einen Baum und einen Hügel in der Ferne. Und darüber der endlose Himmel des Nordens.
Kaum angekommen, nehmen wir wieder den Weg unter die Räder. Das Restaurant Surf § Turf befindet sich 7 Km weiter, in Selfoss selbst, vom abwesenden Gastgeber empfohlen. Junges, freundliches und sehr unbeholfenes Personal, aber ein super Lachs, Kürbis und Süßkartoffeln mit Zimt und Anderem fremd gewürzt und sogar ein Espresso, der den Namen fast verdient. Und ein paar Einheimische. Wie sich herausstellen wird, sind Letztere fast eine Seltenheit, nicht so wie die Süßkartoffeln, die wir tagaus tagein auf unserem Teller wiederfinden werden.
«Wo bleiben meine Bratkartoffeln», mault der Meenzer und würgt das süßlich-matschige Zeugs angewidert herunter.
Die Bebbin lächelt freundlich oder vielleicht auch ein bisschen schadenfreudig. «Ausland eben. Es ist das oder nichts, Schatz».
Dann lieber das.
Es ist fast 21 Uhr und noch so hell, dass es schwer ist, ans Schlafen zu denken. Aber morgen geht’s weiter und wir möchten den Japanern, Deutschen, ja der halben EU eine Nasenlänge voraus bleiben und ein bisschen früher losfahren…