Wir bilden uns weiter
Wir lassen Edinburgh und seine Schwerverbrecher hinter uns und fahren gen Norden. In St. Andrews stellt die Bebbin peinlich berührt fest, dass sie von diesem Heiligen noch nie was gehört hat. Der Meenzer, trotz katholischen Ursprungs, auch nicht. Offenbar hat Saint Andrew auf seiner vermeintlichen Reise vom Nahen Osten nach Schottland, Deutschland übersehen. Vielleicht, weil es dort keinen Porridge gab. Er soll dort, im heutigen St. Andrews, eine erste Kirche gebaut haben. Die Bebbin ist skeptisch. Weshalb soll er dann freiwillig in den Orient zurückgekehrt sein, um sich dort ans Kreuz nageln zu lassen? Nicht einmal das schottische Wetter könnte diese Entscheidung erklären. Der Meenzer hält die zweite Legende für glaubwürdiger: Andrew wurde im Jahr 60 nach Christus gekreuzigt – auf seinen Wunsch hin auf einem X-förmigen Kreuz, weil er sich nicht für wert hielt, wie Jesus an ein gerades Kreuz genagelt zu werden.
Nach seinem Tod brachte ein Pilger einige seiner Knochen nach Schottland mit und das war der Beginn einer fulminanten, wenn auch posthumen, Karriere als Schutzpatron der Schotten und Namensgeber für zahlreiche, nicht ganz für die Ewigkeit gebaute, Gotteshäuser wie die Kathedrale von St. Andrews.
Verewigt wurde sein Kreuz auf der schottischen Fahne.
Vom Ewigen ist es nur ein Katzensprung zum Irdischen. Die Bebbin nimmt alles mit, was sich auf dem Weg zu Nessie befindet. Ergeben schleppt sich der Meenzer durch ein schottisches Freilichtmuseum. Ein wiederaufgebautes Farmhaus aus dem 18. Jh. nach dem anderen. Düster, verraucht, aus Steinen, Torf und Reet. Es fehlt an allem. Kein fliessendes Wasser, kein Licht, kein W-LAN.
Von so viel Geschichte erschlagen, flüchten wir in den nahegelegenen Highland-Wildpark. Endlich werden wir die Tiere Schottlands kennenlernen, die uns auf der A9 zum Glück nicht begegnet sind. Nessie zum Beispiel oder das berühmte Hochlandrind. Ein Hirsch vielleicht?
Aber die hiesige Tierwelt hält sich bedeckt. Büsche, Felsen, alles ist ihr recht, um dem Auge der Kamera zu entkommen. Selbst das Hochlandrind schafft es, sich hinter seinen Grasbüscheln zu verstecken. In ihrer Not knipst die Bebbin also das, was ihr vor die Linse kommt. Dass dieses Tier – vielleicht vor 300’000 Jahren – aus Schottland gewesen sein soll, ist ihr neu, aber sie ist immer bereit, sich weiterzubilden. Wir sind uns nur nicht ganz sicher, ob es klimawandelbedingt bereits zum Vegetarier mutiert ist oder nicht.
Was es nun mit Nessie auf sich hat, erfahren wir morgen – vielleicht.
Ein Gedanke zu „Wir bilden uns weiter“
Also: was ist jetzt da echt und was fake???