In der Calvin-Stadt
Liebe Leserin, lieber Leser
Wir haben unsere letzte Etappe erreicht. Und natürlich ist unser erstes Ziel: Der Jet d’Eau de Genève. Der Meenzer sucht nach einer passenden Übersetzung dieses Weltwunders und findet sie nicht. Es gibt Dinge im Leben, die kann man nicht übersetzen.
Danach stechen wir auf Verlangen der Bebbin in die Altstadt mit ihren stillen Gassen, den seltsam engen und schrägen Häusern, ihrer Kathedrale natürlich und dem sehr belebten Platz Bourg-de-Four.
Wir können der Demo einer Gewerkschaft so knapp entkommen und finden Zuflucht in der russisch-orthodoxen Kirche Genfs. Der Meenzer will sie zuerst nicht fotografieren. «Von Zwiebeltürmen hatten wir doch schon genug», protestiert er. Stimmt. Aber das war vor zwei Jahren. Und dort, wo die Zwiebeltürme herkommen. Zwiebeltürme in der Schweiz aber, das ist ganz was anderes.
Genf soll die grösste zusammenhängende Altstadt in der Schweiz besitzen, aber unter uns gesagt, auch diese ist ziemlich übersichtlich. Als wir also erkennen, dass wir die gleichen Gassen zum dritten Mal durchlaufen, will der Meenzer an den See zurück.
Wir sitzen auf einer Parkbank im Schatten bis die Bebbin den Meenzer zurück in die Altstadt treibt. Etwas essen, die Atmosphäre geniessen, Kleinigkeiten wie Schokolade oder Schuhe kaufen. Der Meenzer grinst. «Reisen heisst für dich: In jedem Ort einen Kaffee trinken», bemerkt er nicht ganz zu Unrecht. Leider findet er keinen übermässigen Spass am Kaffee trinken. Die Bebbin lenkt ein – wir trinken Bier. Für den Meenzer ein Calvinus. Da fällt es der Bebbin ein. Wir sind in Calvins Stadt! „Und ich habe rein gar nichts gesehen, was auf den berühmten Reformator hinweisen würde.“
Der Meener nimmt einen Schluck, überlegt kurz. „Doch, ich habe irgendwo eine Statue mit diesem Namen gesehen. Das schien mir nicht so wichtig. Keine Ahnung, wo das war.“
Es gibt also kein Calvin-Bild. Und auch nicht von dem berühmten Kessel voller Gemüsesuppe, mit dem eine Oma 1602 einen bösen Savoyarden erschlug und damit die Stadt rettete – oder so.
Mit der Tram fahren wir ganz easy zur UNO. Leider kann man nicht nur die Gebäude nicht besichtigen, sondern muss auch noch die Millionen Fahnen, die schlapp im nicht vorhandenen Wind hängen durch ein tonnenschweres Stahlgitter hindurch fotografieren. Das Beste ist der überdimensionierte Stuhl mit dem abgebrochenen Bein. «Passendes Sinnbild für die UNO», meint die Bebbin. Aber sie liegt ganz falsch. Es ist ein Zeichen gegen die Gewalt an Zivilisten. Auch sehr passend, leider.
Ihr werdet es kaum glauben: Wir schliessen den Aufenthalt am Ende des Genfersees auf urschweizerische Art ab. Ein Fondueessen im Chalet des Hotels Edelweiss. Wir zögern: Menü mit Trockenfleisch als Entrée, danach Fondue und zum Dessert Meringue glacée mit Doppelrahm? So weit geht der Patriotismus der Bebbin doch nicht. Es gibt Salat und danach Käsefondue mit Trompetenpilzen. Und ein sehr guter Chasselas 2018 aus der Genfer Gegend. Wir stellen fest: Es gibt auch Weine, die nicht UNESCO-Erbe sind und trotzdem gut schmecken.
Zum Dessert gibt es: Meringue ohne Eis aber mit Doppelrahm für die Bebbin und ein Riesensorbet Colonel für den Meenzer. Vielleicht hätte ihn die Bebbin aufklären sollen? Kein Eis nach einem Fondue!
Der Meenzer recherchiert nachträglich: Gemäss Swissmilk darf man nach dem Fondue ein Sorbet essen. Ob drei Kugeln auch ok sind, darüber äussern sie sich jedoch nicht… Die gute Nachricht ist aber: Er hat es problemlos überstanden.
Eure Bebbin und Meenzer
Ein Gedanke zu „In der Calvin-Stadt“
Liebe Carine, lieber Frank
Vielen Dank für die illustrierten Reiseberichte. Vielleicht schauen wir uns das Eine oder Andere für unsere Ferienwoche im November ab.
Übrigens gibt es heute abend bei uns auch das erste Fondue der Saison: Ein Bierfondue mit Brezen, begleitet von Weissbier.
Liebe Grüsse
Gaby und Felix