Auf dem Weg nach Skye

Auf dem Weg nach Skye

Heute geht es weiter auf die Isle of Skye, deren Namen nichts mit falscher Rechtschreibung zu tun hat, sondern ganz einfach mit Nebel. Die Insel des Nebels? Wir bekommen kalte Füsse, aber die Unterkunft ist gebucht, es ist keine Reifenpanne in Sicht, wir müssen da durch. 

Um es etwas hinauszuzögern, überredet die Bebbin ihren Meenzer dazu, einen vor 150 Jahren angelegten Garten mit typisch einheimischen Pflanzen zu besuchen. Es regnet gerade nicht, der Parkplatz ist kurz nach der Öffnung fast verwaist, der Garten auch.

Endlich kommt die Bebbin dazu, etwas zu fotographieren, das direkt vor ihren Augen liegt, nicht 100fach herangezoomt werden muss und auch nicht davonfliegt.

Der Meenzer staunt, dass diese nicht wirklich schottischen Pflanzen hier bestens gedeihen und nicht längst ertrunken sind. Aber eine Pflanze hier ist echt schottisch und wurde vor gut 500 Jahren zum Nationalsymbol erhoben. Die einen oder anderen unter euch werden sie kennen und auch die Legende, die sich darum rankt. Es war tiefste Nacht irgendwo an der schottischen Küste. Eine Gruppe schottischer Krieger schlief gerade selig, der drohenden Gefahr nicht bewusst. Vikinger schlichen sich mit Booten an und begannen lautlos den Hang zu erklimmen. Da trat einer auf die stachelige Pflanze. Sein Schmerzensschrei gellte durch die Nacht und jagte die schlafenden Krieger aus dem Schlaf. Sie stürmten den Hang hinunter und schlugen den Feind in die Flucht. Die Distel blieb.

Kurz, wir geniessen einen ausgedehnten Spaziergang durch die blühenden Anlagen, einem alten Wald direkt am Meer und haben eine unerwartete Begegnung. Er sitzt ganz oben im Baumwipfel, und sein Nachwuchs auch. Dass ein Reiher es gerne trocken hat, ist der Bebbin neu, aber sie kann ihn verstehen.

Von dieser Insel der Ruhe geht es weiter zu einer anderen, die zwar winzig, aber nicht weniger berühmt ist. Das Inselchen und ganz besonders die Burg darauf hat manchen Filmemacher inspiriert. Die Ritter der Kokosnuss, Prinz Eisenherz und natürlich Highlander. Die Rede ist von…

Eilean Donan Castle! 

Auf Englisch: Die Burg von Donans Insel. Der heilige Donan, von dem wir wieder mal nie was gehört hatten, war Bischof und gründete etwa 580 vor Christus auf dieser Mini-Insel eine Mönchszelle. Warum er seinen Job so satt war, dass er sich auf diesem Stückchen Erde niederlassen wollte, ist nicht überliefert. Ob die MacRae, Besitzer dieses netten Domizils, von ihm abstammen, ist auch fraglich. 

Wir folgen dem Strom der Besucher, die sich nicht aus dem Blickfeld der Linse bewegen wollen, sozusagen auf einer Single track road, ganz ohne Ausweichmöglichkeiten. Nicht zu glauben, aber wahr: Die Burg wird – in ruhigeren Zeiten – tatsächlich noch bewohnt. Zum einen von der Familie MacRae selbst und zum anderen vom Burggeist Carlos. Carlos war ein spanischer Soldat, der 1719 zur Unterstützung der Jakobiten hier stationiert war. Der Aufstand der Jakobiten war damals nicht von Erfolg gekrönt. Die Burg wurde zerstört und Carlos musste wohl auch daran glauben. Weit von der warmen Heimat entfernt stapft er nun – wenn die Besucher gegangen sind – mit schweren Schritten durch die Burg. So erzählt es das Personal und sie müssen es ja wissen, schliesslich haben sie jeden Tag mit ihm zu tun. 

Aber jetzt geht es wirklich über die Skyebridge, die potthässlich und gebührenfrei ist, auf die berühmte Insel.

Was sollen wir sagen? Der erste Eindruck ist noch etwas unklar. Berge erheben sich in karger windgebeutelter Landschaft. Die Sonne hält sich bedeckt. Auch hier gibt es die bekannten einspurigen Strassen. Im Hauptort der Insel, Portree, herrscht ein Verkehr wie bei uns zu Stosszeiten. Kurz: Die Insel ist klar übervölkert. Mindestens drei Touristen auf einen Einheimischen. Ohne die Bebbin und den Meenzer gerechnet.

Das Gute ist. Unser Bed&Breakfast für zwei Nächte liegt etwas ausserhalb. Sehr ausserhalb. Wenn die Bebbin meinte, Suburbia sei bereits in der Pampa, dann hat sie sich mächtig getäuscht. Es geht noch schlimmer. Die nächste Kneipe befindet sich gut vier Meilen entfernt. Ein Arzt, eine Schule? Wahrscheinlich wären hier Ferndiagnose  und -unterricht überlegenswert. Es ist von Vorteil, wenn man keins von beiden allzu dringend braucht.

Aber die Ruhe nach dem überfüllten Portree tut gut. Wir lassen uns durch sanftes Schafgeblöke in den Schlaf wiegen und hoffen für den nächsten Tag immer noch auf eine regenfreie Phase…

 

 

 

Ein Gedanke zu „Auf dem Weg nach Skye

  1. Vielen Dank für die interessante Exkursion durch die Geschichte und Pflanzenwelt der Highlands. Die Brücke ist zwar wirklich potthässlich, aber dafür ist sie wenigstens gebührenfrei. Ich wünsche Euch noch eine gute Weiterreise. Viele Grüße.

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