Welcome in Aotearoa

Welcome in Aotearoa

Liebe Leserin, lieber Leser

Ihr erinnert euch: Wir haben gebucht – und danach festgestellt, dass Neuseeland nicht direkt um die Ecke liegt.

Zwölf Stunden Flug der Sonne entgegen. Zehn Stunden quer über Australien und den halben Pazifik. Es ist kaum zum Aushalten, aber wie ein lieber Arbeitskollege der Bebbin erwähnte: Die Osterinseln liegen noch weiter weg…

Aber wir schweifen ab. Gerade, als der Meenzer zum gefühlten hundertsten Mal die virtuelle Weltkugel auf dem Bildschirm konsultiert hat und befürchtet, im entscheidenden Moment gar nicht mehr aufstehen zu können, blinken uns Lichter aus dem Dunkeln entgegen: Auckland! Es ist 23.30 Uhr Ortszeit, wir sind fix und fertig und haben nur noch einen Wunsch: Den Bio-Security-Check zu bestehen, unseren Shuttle zu finden und endlich ins Bett zu kommen.

Das ist die Rechnung ohne die neuseeländische Migrationsbehörde gemacht. Diese freut sich über jeden Besucher, keine Frage, nicht aber über deren Keime, Bakterien, Viren. Es fühlt sich an wie ein Postenlauf zu Schulzeiten. All paar Meter Warnhinweise in Schriftgrösse 50: Waren Sie zuhause noch vor Kurzem auf dem heimischen Bauernhof? Hatten Sie vielleicht Kontakt zu Kräutern oder haben diese gar im Gepäck? War Ihre Wanderausrüstung schon mal Outdoor unterwegs?

Der Zöllner sieht der Bebbin tief in die Augen: „Möchten Sie noch irgendetwas an Ihrer letzten Zolldeklaration ändern?“ Es klingt wie eine Drohung. Sie starrt ohne zu blinken zurück. „No“, erwidert sie bestimmt, denn sie hat entschieden, dass die 12 Kräuter in den berühmten Murmeltier-Bonbons nicht zählen können. Auch der Meenzer bleibt standfest, hat er doch sogar darauf verzichtet, sein Schweizer Taschenmesser mit Holzgriff  (Holz aus der Schweiz) einzuführen, um das kostbare neuseeländische Holz nicht mit einem echten Schweizer Borkenkäfer oder ähnlich zu gefährden.

Selbst die schnüffelnde vierbeinige Wurst hat gegen unsere staubigen Koffer und die Bonbons der Bebbin nichts einzuwenden.

In der Ankunftshalle seufzen wir auf. Es ist kaum zu fassen, aber wir sind tatsächlich angekommen, in Neuseeland, auch Aotearoa genannt, dem Land der langen weissen Wolke.

Stunden später, noch etwas im Jetlag-Taumel, machen wir uns nach einem stärkenden Frühstück im englischen Stil auf, die Stadt zu erkunden. Im Nachhinein weiss die Bebbin nicht mehr, was sie von Auckland erwartete. Backsteinhäuser? Den Duft von gebratenem Speck, der durch die Strassen zieht? Autos, die aus der falschen Richtung heranbrausen?

Das mit den Autos stimmt. Und wie eine Erinnerung an die alten Zeiten duckt sich hier und da ein Haus aus hellem Backstein zwischen Glas und Metall.

Denn die Stadt will hoch hinaus. Die Bebbin legt den Kopf in den Nacken. Der Meenzer zückt seine Kamera und wir fragen uns: Was machen die Leute, wenn der Lift mal ausfällt? Wir sind nicht traurig, dass unser Hotel nur sechs Stockwerke hat.

Unser Spaziergang führt uns, wen wundert’s, ans Wasser. Und dort weht uns ganz unerwartet südländisches Flair um die Nase. Terrassen und Sonnenschirme, die im Wind flattern. Boote mit oder ohne Segel, für die uns ein paar wenige Milliarden fehlen…

 

Die Bebbin macht einen kleinen Abstecher, um die seltsame Architektur dieser Stadt für Euch einzufangen.

Wir verbringen Stunden in einem Museum, das sich nur um das Meer und dessen Eroberung dreht.

Wir ersteigen – per Aufzug mit Glasfassade und schwindelerregender Geschwindigkeit –  einen Turm mit grandioser Aussicht, von dem die Leute an einem Seil in die Tiefe stürzen. Mit läppischen 85 km/h notabene. Die Bebbin sieht ihren Schatz fragend an. Der Meenzer hebt die Hände. Dem Abgrund hat er schon im Lift ins Auge geblickt. Das muss reichen. „Aber du vielleicht?“, fragt er scheinheilig. „Ach, auf dem Free Fall Tower war ich ja schon mal“, antwort sie leichthin und winkt ab. Was sie nicht sagt: Das war auf dem Jahrmarkt und ist gut 20 Jahre her. Der Meenzer grinst und schweigt.

Stahlseil vom Turm an dem man mit 85 km/h runter geworfen wird

Das wäre noch was für die Basler Herbstmesse, nicht?

Und jetzt fängt die Reise richtig an. Ab in den neuseeländischen Norden!

3 Gedanken zu „Welcome in Aotearoa

  1. Guten Morgen oder eher guten Abend für euch🙋🏼‍♀️ Wie freue ich mich auf neue Abenteuer, gemütlich zu Hause sitzend mit einem Tee, eingepackt in eine Decke auf meinem Sofa. Das letzte Bild hat mich ein wenig an NY erinnert und an meinen Flug, der im Vergleich zu eurem 1/4 kürzer war. Ich musste jedoch mich immer wieder mit Atemübungen ruhig halten da ich mich gefühlt eingeengt fühlte wie eine tote Sardelle in einer Büchse zwischen meinem Fensterplatz, dem Mensch rechts vor mir und der gut 80 jährigen Dame vor mir, die schon nach dem Erreichen der Flughöhe ihren Sitz so nach hinten kippte, dass ich ihr locker alle Läuse aus den Haaren hätte zupfen können, inkl der Larven, wäre sie noch im Schulalter und davon betroffen gewesen. Horror einfach und ich habe dann für mich entschieden: das braucht kein Mensch, in diesem Fall also Anne. Weswegen es sich somit für euch offenbart, weswegen ich doppelt Freude habe diese eure Reise mitzuerleben, aber eben von zu Hause aus…..😉

  2. Wunderbar dass ihr uns an eueren Abenteuern teilnehmen lässt, 12 Std Flug – lieber nicht – ich limitiere mich mit der neuen Gotthard- Herausforderung der SBB.
    Euch viel Spaß, gutes Wetter und
    Liebe Grüße

  3. Das Land der langen weissen Wolke…. So etwas von blumiger Sprache spricht für das Land selbst, seine Kultur, hoffentlich auch seine Menschen! Man erwartet Federschmuck auf den Köpfen, Friedenspfeifen am Lagerfeuer… es verspricht wundersame Geschichten aus alten, friedlichen Zeiten – etwas, was wir hier nicht mehr kennen…
    trotz manhattan-ägnlicher skyline und free fall tower. Bisous ❤️

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