Kunst und Kultur

Kunst und Kultur

Liebe Leserin, lieber Leser

Nach so viel Natur ist ein kleiner Abstecher in Richtung Kultur vielleicht angebracht, auch wenn eine Kirche der anderen gleichen mag und eine Burg der anderen …

„Sicher nicht!“ Der Meenzer legt ein entrüstetes Veto ein. Seine Spezialität: Burgen, Ritter, Rüstungen, Pfeil und Bogen; alles, was ein zivilisierter Mann zum Überleben so braucht.

Wir fahren also nach Sion. Zum einen, weil das auch noch zur Romandie gehört, auch wenn die Bebbin vom Wallis gerade nur die eine oder andere Skipiste kennt. Zum anderen, weil die Stadt von zwei mächtigen Burgen beherrscht wird, die das Herz jedes rechten Mittelalterspezialisten erfreuen.

Was der Meenzer aber zu spät erkennt: Die Burgen stehen stolz ganz ganz oben auf ihrem jeweiligen Felsen. Und es gibt weder Gondel, noch Zahnradbahn, noch nicht einmal ein Lift. Wer was sehen will, muss sich das schweratmend erarbeiten. Ihr werdet es geahnt haben: Der Meenzer wird da nicht klein beigeben, koste es, was es wolle.

Die gute Nachricht: Wir haben die eine Burg erklettert und das kostete uns nichts als eine ordentliche Menge Kalorien. Dafür haben wir eine sehr schöne Aussicht auf unser Hotel – ach und auf ein bisschen Altstadt natürlich.

Die weniger gute Nachricht: Für die gegenüber liegende Burg haben wir keine Energie mehr… Dafür umso mehr, um über die richtige Richtung für den weiteren Stadtrundgang zu diskutieren.

„Rechts!“, meint die Bebbin, die eigentlich nur noch zurück ins Hotel will, denn es beginnt zu tröpfeln.

„Total falsch. Links, das siehst du doch auf dem Plan.“ Der Meenzer ist kategorisch und für einmal lenkt die Bebbin ein. Wir irren durch Gassen, wo es nichts zu sehen gibt, aber was solls: Wir haben Sion gesehen. Und bedauern die Anwohner von zwei prächtigen Kirchen, deren Glocken weit vor der Zeit heftig bimmeln –  und das nacheinander…

Wenn man aber von Kunst spricht, dann darf die Fondation Pierre Gianada nicht fehlen. In Sachen Innenarchitektur scheiden sich hier die Geister. Die Bebbin rümpft die Nase. „Das erinnert mich an meine Schule. Beton. Und diese Aula in der Mitte. Bei uns gab es da wenigstens ein Schachbrett. Nein, das ist nichts.“

„Mir gefällt es. Die Verbindung von Beton und Holz ist ganz besonders. Und der Platz!“ Der Meenzer ist bestimmt eines nicht: agoraphob.

Die Ausstellung über Caillebotte, einem Impressionisten, dessen Namen die Bebbin zu ihrer Schande zum ersten Mal hört, vereint die beiden Rheinknieler wieder. Gemeinsam bedauern wir auch das frühe Ableben des Juristen, der sich, wie Mani Matter, doch lieber was Lebendigerem widmen wollte und durch seine Darstellung moderner Errungenschaften – wie eine eiserne Brücke – einen Namen gemacht hat.

Diese nicht mehr ganz mittelalterlichen Exemplare besagter Errungenschaften hat er leider wohl nicht mehr in ihrer ganzen Pracht erlebt.

 

Eure Bebbin und Meenzer

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