Fjorde – Tag
Keine Wanderung, kein Stress, einfach nur die Strasse entlang zockeln.
Das war der Plan. Die Wahrheit ist. Nicht einmal eine fünfminütige Wanderung hätte Platz gehabt. Stattdessen geht es über eine kurvenreiche, nicht immer geteerte, hinauf- und hinunterführende Küstenstraße von einem Fjord zum anderen. Brücken? Fähren? Gibt es nicht. Eine kleine Weiterbildung bei den Kollegen aus Norwegen wäre vielleicht empfehlenswert.
Das Meer schillert blau, die Möwen fliegen dem Foto davon, Schafe starren uns nach und die Wolken sind in Spanien im Urlaub. Tausend Picknick-Plätze ziehen an uns vorbei und einer davon ist unserer. An einem Kieselstrand leckt die See träge das Ufer, Enten, Kröten, Möwen sind zu hören und um unsere Ohren pfeift wie immer ein arktischer Wind. Eine schöne Mittagspause.
Wenn es wenigstens irgendwo ein WC gegeben hätte. Islands Picknickplätze kennen nur eins: Den global anerkannten Einheits-Picknicktisch. Kein Mülleimer, kein WC, keine Tanne und ganz besonders kein Windschutz.
Für die vom Reisebüro empfohlene Wanderung einen Kieselstrand entlang oder für die Wanderung durch die Moorlandschaft von Djupivogur gibt es einfach kein Zeitfenster.
Erschöpft verlassen wir endlich die endlosen Fjorde, stechen hinter einem Berner (wer fährt schon mit dem eigenen Wagen nach Island?) wieder ins Landesinnere und kommen pünktlich in unserer heutigen Unterkunft in Egilstadir an. Welch eine Überraschung: Wir erhalten ein großzügiges Zimmer mit Blick auf den See, milchig-bräunlich, direkt aus dem Gletscher, umrahmt von sanften bewaldeten Hügeln.
Dass sich dort hinten irgendwo der drittgrößte Wasserfall Islands – der Hengifoss – mit seinen 118 Metern verbirgt, ist uns heute einfach wurscht. Von der Fjordenfahrt erschlagen, wollen wir nur eins. Essen, schlafen. Am Ort bleiben.