Ein kulinarisches Erlebnis

Ein kulinarisches Erlebnis

Immer noch befindet sich die Bebbin auf ihrem nostalgischen Trip.

An diesem ersten Morgen führt uns der Weg über die Waverley Brücke zu den Princes Street Gardens. Unter uns rattern im Untergrund die Züge. Und vom Ende der Brücke dringt unüberhörbar ein Sound durch, der das Herz jedes echten Schottland-Touristen höher schlagen lässt. Ein Sound, der sich nur in freier Wildbahn entwickeln kann.

Der Dudelsackspieler steht immer noch da. Vielleicht ist es aber auch sein Enkel. Es gibt Traditionen, die muss man einfach aufrechterhalten, koste es was es wolle. Deshalb steht auch ein paar hundert Meter weiter, mitten in den Gärten auch schon der nächste, mit dem berühmten Denkmal zu Ehren von Sir Walter Scott im Hintergrund. Genau, ihr erinnert euch. Und falls sich jemand nicht mehr erinnern sollte: Der Meenzer weiss jetzt Bescheid.

Die Gärten in Ehren, aber sie sind überschaubar. Rasen, Parkbänke, ein Brunnen, eine Blumenuhr mit Kuckuck und eine Horde Touristen aus östlichen Landen. Auch wenn dafür ein ganzer übelriechender See abgepumpt wurde, muss für die Bebbin was Neues her.

Wir haben einen Altstadt-Rundgang mit Einblick in das kulinarische Schottland gebucht. Ihr werdet es kaum glauben, aber es gibt auch hier mehr als Fish and Chips. Doch in Sachen modischere Ernährung wie Vegetarismus oder gar Veganismus haben sie ihre ganz eigene – typisch schottische – Vorstellung.

Unsere kleine Gruppe ist international. Amerikanerinnen, Inder und sogar ein schottisches Ehepaar, das 40 Meilen von hier entfernt lebt. Ein Hochzeits-Jubiläumsgeschenk.

„Jemand hat sich als Vegetarier angemeldet?“, erkundigt sich unsere super nette und von ihrer Stadt begeisterte Führerin. Ein junges indisches Paar nickt.

„Essen Sie Fisch?“

Ihr dürft drei Mal raten. Übrigens ist uns am Tag darauf etwas Ähnliches begegnet. Wir finden über die Mittagszeit ein nettes Lokal an der Royal Mile, schlagen die Speisekarte auf: Fleisch, Fisch, Salate. Letztere als vegetarisch gekennzeichnet. Die Bebbin wählt einen griechischen Salat.

„Ich nehme mal was Vegetarisches“, sagt der Meenzer und klappt grinsend das Menü zu. Was kommt, werdet ihr euch fragen?

Ein Lachs-Crevetten-Salat! Aber ausgezeichnet.

Doch zurück zu unserer kulinarischen Tour ganz nach dem Gusto des Meenzers. Der Bebbin auch, notabene, von den Portionen und Kalorien abgesehen. Denn die Schotten, die bekanntlich was Schweizerisch-sparsames haben, knausern beim Essen nicht.

Wir werden von Pub zu Eisdiele und Tea-Room geschleust. Die Fischsuppe aus einem gefühlten Liter Rahm, in welchem einige Stücke geräucherter Makrele herumschwimmen, schmeckt rauchig, aber gar nicht schlecht. Der Haggis im George IV-Pub ist ein Traum. Und es gibt ihn auch vegetarisch. Ehrlich. Anscheinend aus Pilzen.

Das erste Dessert bekommen wir in einer kleinen Eisdiele, die seit 1501 existiert. Das Eis aus echten schottischen Himbeeren schmeckt himmlisch. Aber 1501?

„Seit wann gibt es denn überhaupt Eis?“, fragt die Bebbin ihren Schatz. Dieser zuckt mit den Schultern. „Mindestens seit es mich gibt?“

Wikipedia gibt das Geheimnis preis. Bei den alten Chinesen schon seit 3000 Jahren. Aber die Bebbin zweifelt daran, dass die Chinesen im 1501 ein Joint-Venture mit einem edinburgher Lädelchen abgeschlossen haben.

Danach schleppen wir uns mit bereits ziemlich vollem Magen und einem starken Drang nach einem Mittagsschlaf oder einem richtigen Espresso weiter zu … einem Afternoon Tea bei Mimi’s.

Hier macht die Bebbin schlapp. Während der Meenzer und die anderen tapfer den tellergrossen Scone samt Clotted Cream und Konfitüre bodigen, knabbert die Bebbin nur am Gebäck und spült ihn mit ganz viel Tee herunter. Dennoch: Der Scone ist ein Traum. Warm, aussen knusprig, innen etwas bröckelig. Genau wie er sein muss.

Den krönenden Abschluss finden wir in einem besonderen Geschäft. Tabak und Whiskey. Tabak in grossen Gläsern, reihenweise Whiskey aller geschmacksrichtungen, Pfeifen, Zigarren. Die Gruppe versinkt in lederne Sessel.

Wir dürfen euch verraten: Der edle Tropfen schmeckt uns nicht. Nicht einmal, nachdem der mitfühlende Schotte der Bebbin einen ganzen Haufen Wassertropfen ins Glas gespritzt hat. Sie ist halt mehr der Eierlikör-Typ.

Nach diesem denkwürdigen Rundgang, bei dem wir nebenbei unzählige Geschichten gehört haben, die den Rahmen dieses Artikels sprengen würden, rollen wir zurück ins Hotel.

An diesem Tag gibt es zum Abendessen wieder nur Flüssiges.

3 Gedanken zu „Ein kulinarisches Erlebnis

  1. Den Dudelsackpfeifer in den Ohren geniesse ich den Lachs-Crevettensalat mental mit: mmmhhh…. schon beim Anblick des schottischen Matrosen Hector vor dem Angriff auf sein vegetarisches Haggis rebelliert aber mein Magen bereits , und am Ende der vielen Süssspeisen und der unzähligen Whiskygläser ist an ein ganz simples kleines Znacht gar nicht mehr zu denken!
    Tee, wie bei euch… gute Verdauung und einen kalorienfreien Erholungsschlaf wünsche ich euch beiden 😴 😘

  2. Gut ist das Abendessen schon hinter mir, die Beschreibung und die Fotos eurer Altstadt Tour – besser Gourmet Tour – sind sehr Appetit fördernd.
    Der Meenzer sieht auf alle Fälle sehr zufrieden aus.
    Schlaft gut und noch viel Spaß!

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