Das Tor zur Romandie

Das Tor zur Romandie

Liebe Leserin, lieber Leser

7.00 Uhr: Der Himmel über Münchenstein leuchtet golden. Die Bebbin ist begeistert. Doch bis der Meenzer ein Auge öffnet, hat sich das Gold in Blei verwandelt, das in dicken Tropfen vom Himmel fällt.

9.00 Uhr. Es herrscht bestes Regenwetter und grosse Begeisterung. Die Bebbin trinkt ihren zweiten Kaffee, der Meenzer surft auf dem Sofa. Das Tagesziel liegt eine knappe Autostunde entfernt. Es hat also keine Eile…

Doch hilft alles nichts. Das Zimmer im tiefsten Jura ist gebucht, die Koffer längst gepackt. Es gibt keinen Weg zurück. Wir hieven uns also vom Sofa, verabschieden uns von unseren gemütlichen vier Wänden. Ein Glück, dass wir vier Räder haben, und ein Dach über dem Kopf.

Ihr werdet es kaum glauben, aber wir erreichen Delémont lange vor dem Mittagessen und das ist gut so, denn selbst wenn wir hätten essen wollen: Da ist nichts. Nichts als ein verschlafenes Städtchen mit Tausenden von jurassischen Fahnen geschmückt, einem Stadttor und einem ehemaligen Schloss, in dem die örtliche Schule untergebracht ist.

Wir finden Zuflucht in der Pfarrkirche St. Marcellus, wo eine Überraschung auf uns wartet. 3000 Orgelpfeifen thronen auf einer prächtigen Barockorgel und diese kommt aus unserer Nachbarschaft, Arlesheim! Wir sind 33 Kilometer gefahren, um uns geistig nach Hause zurückversetzen zu lassen.

Und jetzt? Der Meenzer scheint ratlos. „Das fühlt sich nicht nach Urlaub an“, nörgelt er. Aber die Bebbin bleibt eisern: „Sobald man was besichtigen muss, ist das Urlaub.“

Muss. Ein Wörtchen und schon ist die Stimmung auf über Null Grad gestiegen. Mit leerem Magen, aber voller Schwung, stossen wir die Tür zum einzigen offenen Gebäude auf. Im liebevoll eingerichteten jurassischen Museum lassen wir uns in Zeiten zurückversetzen, als Basel hier noch was zu sagen hatte, als Delémont vier Stunden mit der Kutsche entfernt lag und noch niemand auf die Idee gekommen war, diese schroffen Felsen, die Weiden und Wälder der Schweiz einverleiben zu wollen. Kurz: Als der Kanton Jura noch Wölkchen schob.

Durch einen Kaffee, gemeinsam mit den beiden netten Museums-Mitarbeiterinnen, und ein Mini-Kägifret gestärkt, nehmen wir den Weg nach St. Ursanne unter die Räder. Die schlechte Nachricht: Es regnet. Die gute: Die Restaurant-Dichte ist höher als in der Steinenvorstadt in Basel. Es ist also ein Leichtes, nach einer kleinen Visite beim Heiligen Ursicinus, der nicht mehr in seinem vergoldeten Sarkophag ruht, endlich das einzig Richtige zu tun.

Tee und Kuchen, ein herrlich süss-saures, fast flüssiges Zitronentörtchen, wie nur die Welschen es machen können.

Wir sind in der Romandie angekommen.

Eure Bebbin und Meenzer

2 Gedanken zu „Das Tor zur Romandie

  1. Schon der Einstieg: mega-heiss 🤣.
    3000 Orgelpfeifen? Wo sind die untergebracht? Ich komme über den Daumen gepeilt auf knapp 130… die Übrigen noch in Arlesheim?
    Carine, tu as eu le courage de t‘attaquer à une des célèbres truites du Doubs ??
    cd

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