Cape Breton – Die Insel der Überraschungen
Was Prinz Edward Island nicht bieten konnte …
Liebe Leserin, lieber Leser
Kaum zurück auf der Halbinsel Nova Scotia rasen wir mit sage und schreibe 100 km/Std nach Norden. Denn das nächste Ziel winkt: Schon wieder eine Insel! Ihr werdet denken, können die sich nicht auf diese eine Halbinsel beschränken, die doch schon viermal so gross ist wie die Schweiz und für sich schon genug zu bieten hat? Ja, natürlich haben wir im Vorbeifahren noch in Pictou das nachgebaute Schiff der schottischen Einwanderer besichtigt. Mit der Hector würde heute keiner fahren wollen. Koje über Koje, keine Privatsphäre, keine Cafeteria und ein miserabler Kundenservice. Denn sie wussten es noch nicht: Sie waren vom Bodenspekulanten John Pagan nach Nova Scotia gelockt worden. Ein Typ, der nicht mal für genügenden Reiseproviant gesorgt hatte, geschweige denn für Proviant für die ersten Tage, Wochen und Monate in jenem Herbst 1773.
Und was fanden sie am Ziel der Reise? Blick aufs Meer, ja, aber kein Zimmer dazu. Das mussten sich die Highlander selber zimmern. Und wer schon mal im hohen Norden Schottlands war, der weiss: Mit Bäumen kennen sie sich nicht besonders gut aus und auch nicht mit der Axt. Aber zäh wie die Akadier waren sie allemal und hielten durch,. Sie rodeten den Wald, was das Zeug hielt, sie lernten von den Mi’kmaqs das Jagen und Fischen und gaben den Orten ihre Clannamen und die Namen der alten Heimat. Mc Donald, McKenzie, Inverness.
Diese findet man auf der Insel Cape Breton, den sich die Highlanders mit den Franzosen teilen mussten. Sie teilen sie sich noch immer. Die Westküste gehört den Akadiern, die Ostküste den Schotten. Im Westen weht vor jedem Haus die bekannte Fahne, sprechen sie ihren Kauderwelsch und gibt es immer wieder fasnachtsähnliche Paraden..
Im Osten wird Whisky destilliert, weht die schottische Fahne und sind die Hügel so wild, dass man sich in den schottischen Highlands wähnen würde, wenn besagte Hügel nicht mit dichtem Wald bedeckt wären. Natürlich gehört der Wald wieder zu einem Nationalpark.
Der Wald ist auch ganz klar schuld daran, dass wir der Wildnis des hiesigen Nationalparks wieder nicht so ganz auf die Spur kommen. Kein Elch in Sicht, leider.
Kein Bär, zum Glück, meint die Bebbin. Dafür, siehe da! Ein Streifenhörnchen, schwupps digital eingefangen. Oder ein Kormoran, der wie ein Periskop aus den Fluten hervorguckt und sich offenbar für ein U-Boot hält.
Und heute Abend, in unserer Suite mit mächtigem Meeresrauschen vor dem Fenster und künstlichem Kaminfeuer im Wohnzimmer, behaupten wir: Soviel prächtige Landschaft und Abwechslung wie Cape Breton hat ganz Nova Scotia nicht zu bieten.
Also Leute, falls Ihr jemals über den grossen Teich fliegen wollt, dann nix wie hierher.