Abschied

Abschied

Liebe Leserin, lieber Leser

Wieder einmal sind wir am Ende unserer Reise angelangt und hoffen, dass Ihr Freude daran hattet, mit uns einen Teil der Schweiz zu erkunden, den Ihr vielleicht auch nicht so gut kanntet.

Wir haben uns weitergebildet. Wir haben gelernt, dass die Savoyer mehrmals versucht haben, uns den St. Saphorin, den Greyerzer und den Toblerone zu entreissen, aber Dank des furchtlosen Einsatzes einer Genfer Oma, ist alles Unseres geblieben.

 

Wir haben auch erfahren, dass der Romand die Unabhängigkeit liebt, auch wenn er doch nicht ganz alleine dastehen will. Zuerst wirft er die Savoyer aus der Romandie raus, dann die Berner aus dem Waadtland und gründet noch einen eigenen Kanton, der streng zu bewachen ist. Der Berner Bär könnte wieder kommen…

Wir haben uns auch geologisch weitergebildet und festgestellt, dass es noch Luft nach unten gibt. Grotten, Mühlen, Salinen. Ein Glück, dass nicht auch noch der Wein dort unten angebaut wird. 

Auch wenn die Restaurants öfters geschlossen waren, als uns lieb war, so haben wir alles ausprobiert, was die Bebbin aus ihrer Kindheit in Erinnerung hatte. Pilzschnitten, Wild und Wein, Fondue, Brisolée und… Käseschnitten, brutzelnd, weingetränkt, üppig dekoriert. Gut, dass wir immer ein bisschen in Bewegung waren.

Wir haben uns önologisch weitergebildet und am eigenen Leib festgestellt: Wer im Lavaux arbeitet, der braucht kein Fitnessabo.  Und ist besser schwindelfrei. 

Geschmacklich hat die Bebbin aber eine unerwartete Erfahrung gemacht: Lavaux ist nicht alles. Ein Chasselas aus der Weingegend La Côte kann es mit einem Dézalay aufnehmen und eine Petite Arvine aus dem Wallis ist auch nicht zu verachten. Dumm ist nur, dass man den Wein am besten vor Ort verköstigt und nicht im Sack kauft. Oder im Coop.

Der Meenzer hat sich zudem sprachlich weitergebildet und hat den Unterschied zwischen einem „oeuf cru“ und einem „oeuf cuit“ durch ein einfaches Experiment gelernt.

Wir sitzen gemütlich beim Frühstück. Der Meenzer kommt mit einem Ei zurück, schlägt ihn mit dem Löffel auf… Seinen verdatterten Gesichtsausdruck, als sich auf seinem Teller ein rohes Spiegelei ausbreitet, durfte die Bebbin leider nicht verewigen.  Sie biegt sich vor Lachen. „War nichts angeschrieben?“ 

„Doch. Oeufs crus“. 

Eben. Beim nächsten Mal nimmt er sich – wohlweislich – ein „oeuf cuit“, schlägt ihm den Kopf ab und sticht mit dem Löffel ein. Auch dies durfte die Bebbin nicht fotografieren. „Was hast du dir da vorgestellt? Ein hartes Ei ist wie der Name sagt. Hart. Das kannst du einfach schälen…“ Seither hält er sich an die einfacheren Dinge des Lebens.

Einfach und prächtig waren die Berge. Der Kondition entsprechend haben wir auf grössere Kletterpartien verzichtet. Aber dank modernster Technik haben auch wir es bis oben geschafft.

Wir meinen, hierher natürlich.

Nicht zuletzt gab es von Menschenhand geschaffene Sehenswürdigkeiten, die wir uns gerne in Erinnerung rufen. Ein paar Kirchen wie die Abtei von Payerne.

Das Schloss Chillon natürlich.

Und die sehr schönen, sehr unpraktischen Reisekoffer – ganz ohne Rollen.

Die Calvin-Stadt und ihre verborgenen Seiten.

Ach und da waren ja noch die Romands. Nun, sie sind anders. Die Kellner sind wohl die gemächlichsten der Schweiz. Die Portionen grosszügig, ganz nach dem Gusto des Meenzers. Der Kaffee immer mit einem Keks, einem Stückchen Schokolade, was das Herz der Bebbin, wenn nicht ihre Waage erfreute.

Wenn man vor dem Essen mal keinen Apéritif, d.h. ein Glas Wein vor dem Wein will, dann hat man sich definitiv als Deutschschweizer geoutet… Und nicht zuletzt: Ihr Talent für Fremdsprachen hat Luft nach oben, oder unten.

Es gab so Vieles zu sehen und zu erleben. Doch Hand aufs Herz: Was uns am meisten angetan hat ist doch… das Lavaux. Wir überlegen uns ernsthaft, unseren Wohnsitz in ein paar Jährchen dorthin zu verlegen. Um in Form zu bleiben, meint die Bebbin. Der Meenzer ist da aber kategorisch. „Nicht ohne Lift!“ 

Und mit einem letzten Blick auf den Genfersee verabschieden wir uns für dieses Jahr von Euch.

Auf ein Wiederlesen,

Eure Bebbin und Meenzer

5 Gedanken zu „Abschied

  1. Merci pour tout tes récits que j’ai eu du plaisir à lire…et vos randonées décrites digne d’excursions sérieuses du club alpin….hi, hi hi, plutôt de jolies prommenades pour se dégourdire les jambes…
    Je me réjouis déjà de vos prochaines aventures!!
    Amicalment vôtre, Alexandre

  2. Vielen Dank dafür, dass Ihr uns auch dieses Jahr mit in den Urlaub genommen habt. Ich habe den Eindruck, dass es Eure bisher architektonisch, kulturell und kulinarisch abwechslungsreichste Reise war und dass die Romandie ein sehr schönes rebenbepflanztes Fleckchen Erde ist – so wie Rheinhessen ;-).
    Dort wollte man immer mir auf dem Schulhof die Toblerone entreißen, aber ich habe mich immer erfolgreich dagegen gewehrt.
    Ich wünsche Euch alles Gute und freue mich schon auf Euren Urlaub im nächsten Jahr.
    Viele Grüße
    Gerald
    .

  3. Habt Dank fürs Teilen, kommt gut nach Hause und vergesst auf dem Weg zurück, wo ihr am Wilhelm Haas -Weg 12 die Waage deponiert habt ;-))…!
    Anne

  4. Vielen Dank für den weiteren amüsanten und bunten, reichhaltigen Reisebericht. Freue mich auf weitere (literarische) Reisen von und mit Euch!

Schreibe einen Kommentar zu Gerald F. W. Müller Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert