Finger weg!

Finger weg!

Schilder kündigen es an. In dieser Mondlandschaft, in der nur kümmerliches Grün sein Leben fristet, schlummert der Ur-Vater aller Geysire. Mr Geysir himself.

Er ist eine Enttäuschung. Erschöpft von zu vielen urzeitlichen Kraftausbrüchen dümpelt er seit Jahrtausenden vor sich hin, ein bläulich-gelbes Wasserloch, das nicht der Rede wert ist.

Dann, plötzlich, hinter unserem Rücken: Ein Zischen, ein Aufschrei vieler Münder. Wir wirbeln herum. Eine ersterbende Fontäne, ein Loch, welches das Wasser kraftvoll zurück saugt. Diesen Staubsauger hätte die Bebbin auch gerne. Um das Loch stehen die Leute in respektvollem Abstand, mit gezückter Kamera, Da ist was los.

Fünf Minuten stehen wir reglos da, der Arm wird schwer, die Augen tränen, gebannt starren wir auf das blubbernde Blau, die Blase, die sich immer mehr aufbaut und … Mist! Der Geysir ist schneller als die Bebbin, die aus kompositorischen Gründen das Ereignis zuerst richtig einrahmen wollte.

«Schnappschüsse, Schatz, so nennt man das. Bildkomposition kannst du dir für die Steine dort aufbewahren», witzelt der Meenzer. Aber ganz ohne Rahmen geht es nicht und sein Schnappschuss, naja … «Toll, eine neue Kreation, ein Fontänenstumpf!», gibt die Bebbin grinsend zurück.

Aber von nichts kommt nichts. Wir teilen uns also die Foto-Arbeit. Die Bebbin übernimmt wie zuhause in der Küche die Vorbereitungsphase: Brodeln, Aufkochen, Blasenbildung. Und den Rückzug. Der Meenzer verewigt den Moment, als das Wasser aufschiesst. Die Bebbin ist nicht nachtragend. Ein perfekter Schnappschuss.

Wir kehren durch die Mondlandschaft zum Auto zurück. Aus zahllosen Löchern qualmt der Dampf, der Geruch fauler Eier hängt in der Luft. Ein Rinnsal bahnt sich neben uns seinen eigenen Weg, mit Seilen streng abgegrenzt. Denn, wie uns eine Tafel warnt:

Finger weg! Das Wasser ist 80 bis 100° C heiss und das nächste Spital liegt … 62 km entfernt.

Die Bebbin erinnert sich an die Spaghetti von vorletzter Woche. Dann eben nicht.

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