Reisevorbereitungen

Reisevorbereitungen

Die Eine oder der Andere hat sich vielleicht gewundert, dass nach dem fulminanten Start der letzten Woche nichts mehr kam. Nicht einmal der kleinste Bericht über schottische Einreisespezialitäten oder über das Wetter. Einfach nichts.

Die Wahrheit ist einfach. Wir stecken noch in den letzten Reisediskussionen. Denn egal, ob es zur anderen Seite der Weltkugel oder über den Kanal geht, Grund für abweichende Ansichten gibt es immer. Es geht nicht einmal um die passende Kleidung. Der Meenzer hat immer passende Kleidung dabei, die Bebbin nie. Insbesondere was das Wetter betrifft.

„Wie viele Pfund, und vor allem welche, nimmst du mit?“, fragt der Meenzer, stirnrunzelnd über eine berühmte Suchmaschine gebeugt. Denn leider hatte die Insel noch nie was für den Euro übrig. Auch nicht für Europa, wie sich herausstellte.

Die Antwort liegt auf der Hand. Jene, die die Bebbin trotz intensiver Anstrengungen immer noch auf den Hüften trägt? „Britische natürlich. Noch haben sich die Schotten nicht abgehängt.“ Aufgehängt wäre wohl treffender, wenn man an den EM-Auftakt vom 14. Juni denkt.

„Aber“, wendet der mittlerweile auch nicht unweit gereiste Meenzer ein, „hier steht: Man soll schottische Pfund kaufen. Die Schotten mögen keine englischen.“

Die Bebbin lacht laut heraus und schämt sich auch gleich. Der Einwand ist nicht ganz unberechtigt. „Sie mögen ihre Landsleute vielleicht nicht, aber das Geld, das mögen sie garantiert.“ Nicht nur das Land mit seinen Löchern, Hügeln und der kargen Landschaft, sondern auch die Schotten selbst haben ein bisschen was Schweizerisches an sich.

Der Meenzer ist nicht ganz überzeugt, selbst als die Bebbin ihm eine verlässliche Quelle im Internet unter die Augen hält. Es ist nämlich umgekehrt: Die Engländer mögen das schottische Geld nicht, obwohl sie nach ihrem Brexit um jedes Geld froh sein könnten. Auch fremdes. Fast fremdes.

Nach einem guten deutsch-schweizerischen Kompromiss – er bestellt die schottischen, sie bestellt die britischen Pfund – fällt der Bebbin mit Schrecken wieder ein: Die EM. „Vielleicht“, sagt sie vor dem sonntäglichen Herzkino-Film sorgenvoll, „bist du für zwei Wochen doch lieber Schweizer, einfach zu deiner eigenen Sicherheit?“

„Oder wir geben uns beide als Österreicher aus?“

Sie zögert, aber man darf ja träumen. Falls also die Schotten diesen Mittwoch wieder einmal das Tor der einen mit dem Tor der anderen verwechseln sollten, sind wir für alle Eventualitäten bereit. Auch was das Geld betrifft. Als die separaten Päckchen eintreffen und jeder für sich seins öffnet, stellen wir fest: Die Schotten mögen die Engländer wirklich nicht. Während auf den britischen Scheinen weiterhin die Queen selig lächelt und der neue König konsequent ignoriert wird, prangen auf den schottischen Banknoten allerlei typisch schottische Tiere wie Spinnen oder Otter – und Persönlichkeiten, von denen der Meenzer noch nicht viel gehört hat: „Sir Walter Scott? Der Entdecker?“

Die Bebbin versteht ihren Meenzer. Nicht nur Tore können verwechselt werden. Aber es ist offenbar Zeit für eine kleine Weiterbildungsreise.

Ab nächster Woche dürft ihr also von unserer Weiterbildung profitieren. Von Edinburgh zu einem hoffnungsvollen Treffen mit Nessie; hinauf in den windgebeutelten wildromantischen Norden, auf Skye, wohin die Bebbin mit ihrer Vorliebe für lebensfeindliche Landschaften schon immer wollte. Die Westküste hinunter, um das Wetter so richtig ungefiltert zu erleben und, last but not least, zu den vielbesungenen Bonnie Banks of Loch Lomond.

Schottland – wir kommen!

5 Gedanken zu „Reisevorbereitungen

  1. Auch beim zweiten mal Lesen sind mir die Tränen gekommen …vor Lachen! 🤣. Die Stimmung ist jedenfalls mal schon da! Und das mit der EM ist ja noch glimpflich abgelaufen: auch die Schotten haben ein bisschen gewonnen…Die zick-zack Route sieht schliesslich vielversprechend aus: verpassen kann man da nicht mehr viel! Gute Fahrt!! Ich freue mich auf das nächste Kapitel 👻

  2. Liebe Carine,
    Ich freue mich schon auf euere kulinarischen Erlebnisse, Haggis das Nationalgericht, scheint mir
    eine Erfahrung zu sein die man nicht so schnell vergisst. Aber die Whisky Auswahl lässt keine Wünsche offen und hilft beim Vergessen, gute Vorbereitungen,
    Lieben Gruss
    Erika

  3. Merci, Carine et nous nous réjouissons déjà sur des récits fantômesques et des histoires de créatures inconnues habitant les profondeurs de lacs sinistre entourés de paysages lugubres.
    Vive l’Ecosse!

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