Marseille

Marseille

Liebe Leserin, lieber Leser

An alle, die unter Seekrankheit leiden: Hier passiert Euch garantiert nichts. Das Einzige, was uns während der nächtlichen Fahrt an Schiffsgang erinnert, ist das Vibrieren der Maschinen, die uns in einen weinseligen Schlaf rütteln. Die Bebbin ist ein klein wenig enttäuscht, aber unter uns gesagt: Es war zu erwarten.

Heute Vormittag steht die berühnmte Stadt der Seife auf dem Programm. Und auch wenn Ihr das glauben mögt: In dieser Stadt liegt nicht die Wiege der Marseillaise. Diese ist nämlich fast bei der Bebbin zuhause oder besser gesagt, dort um die Ecke. Im Elsass nämlich und sie war das Kriegslied der Rheinarmee, die 1792 gegen die Habsburger kämpften. Verbreitet wurde sie aber durch Marseiller Freiwillige, die den gebeutelten Elsässern zur Hilfe eilten. 

Heute testen wir eine weitere Phase des Massentourismus‘. Eine geführte Busrundfahrt mit Aussteigegarantie – und das nicht erst wieder am Schiffsterminal. Wir sind gespannt. 

Dem Meenzer wir sofort klar, dass er einen weisen Entscheid getroffenen hat, auch wenn er kein grosser Fan von geführten Touren ist. Die Stadt erstreckt sich nämlich von einem Hafen zum anderen, von einem Felsen zum anderen und wer sich einen Überblick verschaffen will, muss entweder eine mehrtägige Wanderung buchen oder dann einen Helikopter-Rundflug. Oder zu Marseilles‘ Wahrzeichen pilgern. Aber davon später.

Prachtvolle Bauten aus dem 19. Jahrhundert ziehen an uns vorbei. Der Hauptbahnhof mit seiner Treppe, die eines Versailler Schlosses würdig wäre – und dessen Architekt keinen Gedanken an kofferschleppende Touristen verschwendet hat.

Links von uns taucht eine wunderbare Basilika auf, aber es gibt keine Anzeichen von irgendeinem Stop, nicht mal einem klitzekleinen.  Die Bebbin erwägt kurz, die Notbremse zu ziehen und entscheidet sich mutig fürs Knipsen. 

Endlich komm die Gelegenheit, der Enge des Busses zu enkommen. Unser erster Fotostop ist einem ganz besonderen Denkmal zu Ehren dessen, was die von antiken griechischen Händlern gegründete Stadt gross gemacht hat: Das Wasser.

Ein weiterer Halt bringt uns unsere Jugend zurück. Zusammen mit einer Horde von Italienern – oder waren es Spanier oder beides? – erinnern wir uns an den berühmtesten Gefangenen der französischen Geschichte. Den Grafen von Monte Cristo, den Alexandre Dumas im Château d’If beinahe hat elendiglich verenden lassen.

Was wir von dieser Stadt mitnehmen werden?

„Die Bouillabaisse“, die wir aufgrund fehlender zeitlicher Ressourcen nicht essen konnten?“, meint der Meenzer, der gegen seinen Instinkt dem Wunsch der Bebbin nach einem Kaffee nachgegeben hat und nicht einsehen will, dass ein Besuch in einem französischen Restaurant länger dauert als eine Viertelstunde.

„Diese moderne Kunst, bei welcher die Bebbin für einmal ihren Meenzer von oben betrachten kann?“

Oder eher der Wirrwar von Häusern, die aussehen, als wollen sie einander vom Platz drängen, und von Minihäfen in Mini-Buchten?

„Wie wär’s mit diesem heimeligen Café hier unten?“, schlägt die Bebbin vor, die den Platz sofort hätte neu streichen lassen.

Es ist gar nicht leicht. Denn nach anfänglicher Skepsis angesichts der malerischen Grafitis an Vorstadtmauern und des nicht so heiteren Wetters ist selbst der Meenzer mit dem Flair des Südens warm geworden. Nach langem Überlegen entscheiden wir uns am Ende – ganz massentourismusgerecht – für das Wahrzeichen der Stadt: Notre-Dame de la Garde. 

Ein Gedanke zu „Marseille

  1. Alles Mega, so weit das Auge reicht! Bis hin zur Mega-Maria auf der Turmspitze: muss eindrücklich sein, von unten hinaufzuschauen… und seid ihr in den Mini-gässchen keinem Mackie-Messer-Mafia-Boss begegnet? Vielleicht doch noch froh um die heile Ankunft in eurer glitzernden Zebrabar im 10. Stock…

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