Eine gesalzene Tour

Eine gesalzene Tour

Liebe Leserin, lieber Leser

Wir lassen Sion hinter uns, fahren an Martigny vorbei und lassen dabei eine nostalgische Schweigesekunde verstreichen. Die Brisolée! Ein Gericht, das im Grunde genommen nur eine Ansammlung von Schweizer Leckereien ist und nur zur Zeit der Weinlese und zu unserem Glück auch ein bisschen vorher in ausgesuchten Winzerkellern serviert wird.

Alles, was ein richtiger Walliser und natürlich ein richtiger Tourist von jenseits des Röstigrabens braucht: Käse, Trockenfleisch und Trockenwurst, Walliserbrot, Trauben, Apfelschnitze und das Wichtigste: geröstete Kastanien. Das Zweitwichtigste, die flüssige Beilage, fehlt, denn so sehr wir es gerne gehabt hätten: Die Trauben hängen noch fest am Stock, die Weinlese hat noch nicht begonnen und deshalb müssen wir auf den Traubensaft frisch ab Presse verzichten.

Doch wir schweifen ab. Für die heutige Sehenswürdigkeit haben wir einen Termin. Mit den drei letzten Minenarbeitern der Schweiz. Gut, diese werden wir nicht persönlich zu Gesicht bekommen. Dafür eine Menge Touristen, die sich brennend für Bergbau interessieren. Es ist 11.15 Uhr. Wir werden alle zusammen nach Buchstaben und Ziffern sortiert in ein Spielzeugbähnchen gequetscht.

Die Zugführerin schliesst die Türen eigenhändig und von aussen ab. Ein mulmiges Gefühl kommt auf. Das Bähnchen setzt sich in Bewegung, fährt in den Berg hinein und Dunkelheit umfängt uns. Minuten gehen vorbei und noch mehr Minuten, schummrige Lampen jagen an uns vorbei. Wir rattern über Weichen – hoffentlich sind sie richtig gestellt und enden wir nicht irgendwo in einer alten Galerie! Die Fahrt scheint kein Ende finden zu wollen. Es wird uns klar, warum Personen mit Klaustrophobie den Ort meiden sollen.

Wir folgen der Gruppe durch staubige Galerien wie Schafe dem Bock, versuchen aus dem Halbdunkeln noch was Fotographisches herauszuholen. Hier ein paar Weinflaschen, die werden tatsächlich im Shop verkauft.

Dort ein überdimensionierter Blasebalg: Damit wurde in sehr frühen Zeiten Luft durch die Schächte zu den Minenarbeitern gepumpt Es wird nicht berichtet, dass der Blasebalg versagt hätte…

Als wir an der wegen jährlicher Überholung stillgelegten Salzgewinnungsanlage vorbeigehen, lässt die Bebbin ihrer Enttäuschung endlich Luft. „Nichts als Galerien breit wie der Gotthardtunnel. Trockene Steine. Nicht einmal das Experiment mit dem Methangas hat funktioniert. Da ist nichts, aber: Wo ist das Salz?“

„Im Wasser“, meint der Meenzer lakonisch, „wenn du Nudeln kochst, siehst du das Salz ja auch nicht.“

Klar. Darauf hätte sie auch kommen können. Dafür gefällt ihr die Geschichte über die Entdeckung der Salzvorkommen sehr gut:  Es war einmal ein Hirte, der sich wunderte, weshalb seine Ziegen immer am gleichen Ort am Bach tranken. Er probierte es selbst und siehe da: Das Wasser schmeckte salzig! Die Nachricht machte die Runde, geschäftstüchtige Einheimische bewaffneten sich mit Hammer und Meißel und machten sich auf die Suche nach salzigen Wasserquellen. Es vergingen ein paar Jährchen oder Jahrhunderte, bis man merkte, dass man die Salzeinlagerungen auswaschen konnte. Und die gute Nachricht ist: Das Salzvorkommen reicht noch für etwa 200 Jahre. Wir brauchen uns also unmittelbar keine Gedanken über das Nudelwasser zu machen.  Die weitere gute Nachricht für alle, die um Basel herum leben: Wir haben mehr! Nicht nur mehr Pharma und mehr Einwohner als Bex, sondern auch mehr Salz. Die Salinen von Bex fördern täglich 100 Tonnen Salz, Basel 100’000 Tonnen… Und weil Bex das nicht auf sich sitzen lassen wollte, hat es sich mit Basel vereinigt. 

Natürlich tappen wir im Shop in die salzige Falle. Badesalze, Peelingsalze, Salze zum Salzen – o Wunder – und solche zum Süssen oder ähnlich. Natürllich müssen wir zuschlagen. Salz mit Kräutern, mit Curry, Chili und natürlich eine Stange Rahmdäfeli – gesalzen versteht sich…

Um aus diesem Tag noch etwas fürs Auge herauszuholen, machen wir einen Halt in Montreux und seinen welschen Sinn für Kunst.

Eure Bebbin und Meenzer

2 Gedanken zu „Eine gesalzene Tour

  1. Absolutely horrifying, diese dunklen Galerien! Aber umso besser die Geschichte von der Geiss, und das Foto von der Party am See in Montreux! Und dann erst noch la brisolée 😵‍💫: l‘eau m‘en vient à la bouche 😋😋

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